Überraschende Wende

Raumfahrt: Russland will doch an ISS-Beteiligung festhalten

Eigentlich wollte Russland die internationale Zusammenarbeit nach 2024 beenden. Nun soll sie doch verlängert werden.

Die internationale Raumstation ISS.
Die internationale Raumstation ISS.dpa/NASA

Russlands Raumfahrtbehörde Roskosmos will seine Beteiligung an der Internationalen Raumstation ISS über das Jahr 2024 hinaus verlängern. Der Chef des russischen Programms für bemannte Raumfahrt, Sergej Krikaljow, sagte am Montag vor Journalisten in Washington, man habe begonnen, mit der russischen Führung in Kiew „unsere Beteiligung am ISS-Programm zu diskutieren“. Er hoffe, dass es im nächsten Jahr eine Genehmigung dafür geben werde, so Krikaljow.

Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine am 24. Februar haben sich die schon zuvor angespannten Beziehungen zwischen Russland und den USA weiter verschlechtert. Noch im Juli hatte Roskosmos-Chef Juri Borissow  angekündigt, Russland werde die ISS „nach 2024“ verlassen und den Bau einer eigenen Raumstation anstreben. Experten warnten vor weitreichenden Konsequenzen, sollten russische Expertise, Mittel und Infrastruktur für das Projekt verloren gehen.

USA für Verlängerung bis 2030

Wie Krikaljow nun einräumte, würde der Bau einer neuen Station allerdings dauern. „Also werden wir wahrscheinlich weiterfliegen, bis wir eine neue Infrastruktur haben werden“, erklärte der ehemalige russische Kosmonaut. Die ISS-Partner USA, Russland, Europa, Kanada und Japan haben sich vertraglich dazu verpflichtet, das gemeinsame Weltraumlabor noch bis mindestens 2024 zu betreiben. Von US-Seite hieß es bereits, dass man sich eine Beteiligung der NASA bis mindestens 2030 wünsche.

Auch der deutsche Astronaut Matthias Maurer, der erst im Mai von einer sechsmonatigen ISS-Mission zurückgekehrt war, hatte bereits im Vorfeld Zweifel an dem angekündigten Ausstieg Russlands geäußert. Dies liege vor allem daran, dass Roskosmos erst vor einem Jahr den russischen Teil der Raumstation fertig gebaut habe. Dementsprechend sei man „erst jetzt in der Lage, dort richtig Forschung zu betreiben.“

Anlass der Pressekonferenz war der für Mittwoch angesetzte Start einer SpaceX-Rakete, die unter anderem eine russische Kosmonautin zur ISS bringen soll. Vor gut zwei Wochen war bereits eine russisch-amerikanische Mission zur internationalen Raumstation gestartet – die erste seit Beginn des Angriffskriegs in der Ukraine. Damit bleibt die Raumfahrt einer der wenigen Bereiche, in denen die beiden Großmächte trotz hoch angespannter Beziehungen noch kooperieren.