Vor dem Hintergrund zuletzt erlassener Gesetze haben mehrere einflussreiche Bürgerrechtsorganisationen Reisewarnungen für den US-Bundesstaat Florida ausgegeben. „Florida ist offen feindselig gegenüber Afroamerikanern, People of Color und LGBTQ+ Personen“, teilte die Non-Profit-Organisation NAACP am Wochenende mit. Wer in Florida Urlaub machen wolle, solle sich vorher bewusst sein, dass die Regierung dort „aggressiv“ gegenüber Minderheiten agiere. Kurz zuvor hatten bereits zwei weitere Organisationen ähnliche Warnungen veröffentlicht.
Die nun ausgesprochene Reisewarnung sei eine direkte Reaktion auf Versuche von Gouverneur Ron DeSantis, „schwarze Geschichte auszulöschen und Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion in Floridas Schulen zu beschneiden“, hieß es weiter. DeSantis, der als größter parteiinterner Gegner Donald Trumps bei den kommenden Präsidentschaftswahlen gilt, hat in seiner Rolle als Gouverneur einen ultrakonservativen Weg eingeschlagen – und ist gerade deshalb auch bei Trumps Stammwählerschaft immer beliebter.
Floridas Politiker verteidigen sich: „Jeder ist hier willkommen“
Florida ist als südlichster Bundesstaat auf dem US-Festland ein beliebtes Reiseziel für Strandurlauber. Ein Großteil des Bruttoinlandprodukts kommt aus der Tourismusbranche. Nach Angaben des US-Handelsministeriums war der sogenannte „Sunshine State“ mit über 130 Millionen Reisenden im letzten Jahr der am häufigsten besuchte Bundesstaat der Vereinigten Staaten.
Lokale Politiker reagierten am Wochenende schockiert – teilweise aber auch verständnisvoll – auf die Vorwürfe der Bürgerrechtler. „(...)JEDER ist hier immer willkommen und wird mit Würde und Respekt behandelt“, verkündete Ken Welch, Bürgermeister der Küstenstadt St. Petersburg, am Sonntag bei Twitter.
We are intentional with our work to make @StPeteFL a shining example of bridge-building, collaboration, Intentional Equity, and respect for all. #WeAreStPete means EVERYONE is always welcome and will be treated with dignity and respect. #InclusiveProgress https://t.co/2U891fYX18
— Ken Welch (@MayorKenWelch) May 21, 2023
Neben der NAACP haben auch die League of United Latin American Citizens (LULAC) und die Menschenrechtsorganisation Equality Florida angesichts jüngster Entwicklungen vor Reisen nach Florida gewarnt. „Mit großer Traurigkeit müssen wir auf die Frage reagieren, ob es wirklich sicher ist, nach Florida zu reisen (...), wenn dort durch das Gesetz wesentliche Grundrechte und Freiheiten beseitigt werden“, sagte Nadine Smith, Geschäftsführerin von Equality Florida. Zensur, Bücherverbote und Einschränkungen im Gesundheitswesen hätten den Staat für Besucher und Bewohner gleichermaßen unsicher gemacht.
„Don't Say Gay“-Gesetz: Lehrerin wegen Disneyfilm unter Verdacht
DeSantis hat seit 2022 eine Reihe von Gesetzen erlassen, die vor allem das Bildungssystem betreffen und international auf scharfe Kritik gestoßen sind. So ist inzwischen etwa die kritische Aufarbeitung der US-Kolonialgeschichte im Schulunterricht verboten. Auch Themen wie sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität sind kürzlich komplett aus den Klassenzimmern verbannt worden.
Dass die fraglichen Verbote tatsächlich angewendet werden, zeigt der Fall einer Grundschullehrerin, gegen die seit Anfang Mai offiziell ermittelt wird. Jenna Barbee hatte in einer fünften Klasse den Kinderfilm „Strange World“ gezeigt, in dem unter anderem auch eine homosexuelle Figur vorkommt – und war dafür von einem Elternteil angezeigt worden.





