Vor ein paar Tagen hat sich der Limburger katholische Bischof Georg Bätzing mal wieder eingemischt. Umgangssprachlich formuliert, hat er den konservativen Kräften im Land bei dieser Gelegenheit einmal mehr in die Suppe gespuckt. In einem Interview mit der Zeitschrift Stern sagte Bätzing, er finde es schade, dass die Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) am Christopher Street Day die Regenbogenflagge nicht hissen ließ. Es wäre ein gutes Zeichen gewesen, so Bätzing, das sage er bewusst als katholischer Bischof.
Georg Bätzing ist Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, und vor diesem Hintergrund darf man Bätzings Äußerung durchaus als Abgrenzung und Positionierung verstehen.
Der 64-Jährige gilt kirchenintern ohnehin als Reformer. Wenn er eine Trennlinie zu einer Politikerin zieht, die sich immer wieder als überzeugte Katholikin geriert, die mit den Kirchen aber hadert und ihnen mehr Sinnstiftung und weniger Engagement in der Tagespolitik wünscht, ist so eine Äußerung allerdings Politik sowohl in die deutsche Gesellschaft hinein als auch ins eigene Feld. Eine Ansage, sich nicht den Mund verbieten zu lassen, ist es außerdem.
Deutsche Bischofskonferenz wählt 2026 neuen Vorsitzenden
Bätzings Äußerungen kommen zu einem Zeitpunkt, bei dem es sich besonders lohnt, auf Zwischentöne zu hören. An diesem Montag beginnt die diesjährige Herbsttagung der obersten deutschen katholischen Kleriker und natürlich darf man auch hier gespannt sein auf das absehbare Ringen konservativer und liberaler Kräfte innerhalb des Gremiums. Interessant könnte das werden, weil Bätzing seit 2020 im Amt ist und bei der im März 2026 anstehenden Wahl wieder zum Zuge kommen will.
Die Bischöfe werden sich in den kommenden Tagen zwar auch mit grundlegenden Themen, wie etwa der Abkehr vieler Mitglieder von der Kirche befassen. Pünktlich zur Tagung hat die Opfervertretung Eckiger Tisch einen neuen Forderungskatalog zur Missbrauchsaufarbeitung vorgelegt. Sie werden aber auch eine Haltung entwickeln in Bezug auf Wehr- und Freiwilligendienst. Und spätestens da wird es politisch.
Bätzing nennt AfD-Positionen schockierend. Er sendet allerdings auch ein Grußwort an die Abtreibungsgegner vom „Marsch für das Leben“. Innerkirchlich will er eine andere Machtverteilung zwischen Klerikern und Laien, obwohl das dem Vatikan nicht gefällt. Er will die Priesterweihe auch für homosexuelle Männer und ist für Frauen in Weiheämtern. Der Zölibat für Priester soll seiner Meinung nach freiwillig sein. Zu Hause hat er wenig überraschend durchaus gewichtige Gegner, den Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki zum Beispiel, aber auch andere konservative Bischöfe.



