Kriminalität

Terrorverdacht in Neukölln: Polizei verhaftet mutmaßlichen Hisbollah-Kämpfer

Der Verdacht der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat steht im Raum. In Neukölln durchsuchen Ermittler deshalb eine Wohnung.

Polizisten bei einer Durchsuchung in Berlin
Polizisten bei einer Durchsuchung in BerlinChristoph Soeder/dpa

Terrorverdacht in Neukölln: Polizisten haben am Dienstagmorgen in der Sonnenallee die Wohnung eines 29-Jährigen durchsucht. Mit Verstärkung durch das Spezialeinsatzkommando stürmten die LKA-Beamten in einem Mehrfamilienhaus die Wohnung eines 29-Jährigen.

Ihm wird die „Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat“ vorgeworfen. Das Amtsgericht Tiergarten hatte zuvor gegen ihn Haftbefehl erlassen. Der Mann sollte noch am selben Tag zur Verkündung des Haftbefehls einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden.

Der Beschuldigte mit deutscher Staatsangehörigkeit soll zwischen November 2023 und Mai 2024 beschlossen haben, sich nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 der Terrororganisation Hisbollah anzuschließen. Er hängt nach Überzeugung der Berliner Generalstaatsanwaltschaft selbst islamistischem Gedankengut an.

Ende 2023 soll er in den Libanon ausgereist sein, um sich dort einer Ausbildung an Schuss- und Kriegswaffen durch die Hisbollah zu unterziehen. „Ziel der Ausbildung war es, Gewalttaten wie Mord, Totschlag, erpresserischen Menschenraub und Geiselnahmen zur Vernichtung des Staates Israel ausführen zu können“, teilte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft mit.

Diese Ausbildung sei dann tatsächlich in der ersten Hälfte vergangenen Jahres erfolgt. Bei der Durchsuchung fanden die Polizisten Mobiltelefone, die nun ausgewertet werden. Daraus erhoffen sich die Ermittler auch Hinweise darauf, wann genau der Mann aus dem Libanon nach Deutschland zurückkehrte und ob er einen konkreten Terroranschlag vorhatte.

300 Hisbollah-Aktivisten in Berlin erfasst

Der Berliner Verfassungsschutz schätzt die Zahl der Hisbollah-Aktivisten in Berlin auf etwa 300 Personen. In Deutschland unterliegt die Organisation seit 2020 einem Betätigungsverbot.

Seit Februar stehen zudem in Berlin vier mutmaßliche Mitglieder der Terrororganisation Hamas vor Gericht. Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass sie in Europa Anschläge geplant hatten.

„Der Verdacht, dass ein deutscher Staatsbürger sich radikalisiert, in ein Kriegsgebiet ausreist und dort eine Ausbildung zur Durchführung schwerster Gewalttaten erhalten haben soll, erschüttert – und bestätigt leider, wie real die Bedrohung durch islamistisch motivierten Terrorismus auch in unserer Stadt ist“, erklärte der Berliner Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Stephan Weh. „Ohne moderne Ausstattung, gut ausgebildetes Personal, digitale Werkzeuge und intelligente Analysekapazitäten wird nicht nur die organisierte Kriminalität, sondern auch der politische und religiöse Extremismus uns zukünftig immer einen Schritt voraus sein.“