Buchenwald-Gedenkstättenleiter Jens-Christian Wagner wertet die geplante Rede des Thüringer AfD-Landespartei- und Fraktionschefs Björn Höcke am Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus als Provokation. „Wenn Höcke ausgerechnet am 8. Mai, dem Tag des Kriegsendes und der Befreiung vom Nationalsozialismus, in Weimar spricht - ausgerechnet in Weimar -, dann ist das von ihm ohne Zweifel als geschichtspolitisches Signal gemeint“, sagte Wagner der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt.
Höcke signalisierte am Rande des AfD-Landesparteitages am Samstag auf Nachfrage, dass er keine Rede zum 8. Mai als Gedenktag oder zu dem historischen Ereignis halten werde. Es gehe darum, Solidarität mit den „Bürgerprotesten“ zu zeigen, sagte Höcke.
Wagner wies darauf hin, dass Weimar untrennbar mit Buchenwald verknüpft sei. Im Konzentrationslager Buchenwald nahe der Stadt Weimar hielten die Nationalsozialisten zwischen 1937 und 1945 mehr als eine Viertelmillion Menschen gefangen. Etwa 56 000 von ihnen starben während der Haft an den katastrophalen Bedingungen im Lager oder wurden von der SS getötet. Am 11. April 1945 hatten US-Truppen das Lager erreicht. Am 8. Mai 1945 ging der Zweite Weltkrieg in Europa mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht zu Ende.
Wagner sagte, der geplante Auftritt Höckes zeige, „dass diese rechte Mischszene sehr, sehr stark mit der AfD verbandelt ist“. Bei sogenannten Montagsspaziergängen in Weimar träfen sich Vertreter der rechtsextremen Szene, Gegner der Corona-Politik und andere Gruppierungen. Dagegen müsse die Zivilgesellschaft Position beziehen, forderte er. Er selbst will am Montag bei einer Gegendemonstration sprechen.
Der Historiker und Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora erinnerte an eine Rede von Höcke aus dem Jahr 2017. Damals hatte der umstrittene Politiker in Dresden mit seiner Forderung nach einer „erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad“ eine heftige Debatte ausgelöst. Darin hatte er mit Blick auf das Holocaust-Mahnmal in Berlin auch gesagt: „Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.“




