Der Aufstand der russischen Söldnertruppe Wagner hat nach Ansicht ihres Chefs Jewgeni Prigoschin „schwerwiegende Sicherheitsprobleme“ in Russland aufgezeigt. Prigoschin äußerte sich am Montag erstmals seit dem abgebrochenen Aufstand vom Wochenende in einer elfminütigen Audiobotschaft, in der er seinen Aufenthaltsort nicht preisgab.
Er betonte, er habe nicht die russische Führung stürzen wollen, sondern seine eigene Truppe retten wollen, die durch eine Eingliederung in die reguläre russische Armee bedroht war. „Wir sind losgegangen, um Protest zu demonstrieren, nicht um die Obrigkeit im Land zu stürzen“, so Prigoschin.
Der Wagner-Chef sagte zudem, die Militärkolonne seiner Truppe sei 780 Kilometer in Russland vorangekommen und sei bis rund 200 Kilometer vor Moskau gekommen. Die Söldner hätten „die gesamte Militärinfrastruktur blockiert“ einschließlich Luftwaffenstützpunkten entlang der Strecke. „Der Marsch hat schwerwiegende Sicherheitsprobleme in dem Land zum Vorschein gebracht“, sagte er. Zugleich versicherte er, Zivilisten in Städten an der Strecke hätten seine Leute unterstützt. „Die Zivilisten kamen uns mit russischen Flaggen und Wagner-Abzeichen entgegen, sie waren glücklich, als wir ankamen und an ihnen vorbeizogen.“
Kontakt zu Wagner-Chef Prigoschin war abgebrochen
Der wegen einer Rebellion gegen Moskaus Militärführung im Kreml in Ungnade gefallene Söldnerchef sollte eigentlich auf freiem Fuß in Belarus sein. Doch seit dem letzten Lebenszeichen auf seinem Kanal bei Telegram, wo er am Samstag den Aufstand zur Abwendung eines großen Blutbades in Russland für beendet erklärte, fehlte von dem sonst so kommunikationsfreudigen 62-Jährigen zunächst jede Spur.
Zwar gehen die russischen Behörden schon seit Tagen mit Razzien gegen Prigoschins Stabsquartier in St. Petersburg vor, beschlagnahmten Geld und Gold. Die Gefahr gilt aber als nicht gebannt, weil im Grunde eine vollwertige Armee mit Panzern, Hubschraubern und Scharfschützen außer Kontrolle geraten könnte.
Russische Behörden reißen Werbung für Wagner-Söldner ab
Demonstrativ ließen Behörden in den russischen Regionen Plakate abreißen, mit denen Prigoschin Kämpfer für seine Privatarmee Wagner anwerben wollte. Er versprach bessere Führung, mehr Geld und soziale Wohltaten als das Verteidigungsministerium für den Einsatz im Kriegsgebiet in der Ukraine. Sein Ärger über die „Unfähigkeit“ des Ministeriums führte Ende vergangener Woche zu einer offenen Rebellion gegen Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow.


