Prigoschins Aufstand

Chaos und Instabilität: Die internationalen Reaktionen auf den Wagner-Aufstand in Russland

Die internationale Gemeinschaft reagiert großenteils zurückhaltend auf die Entwicklungen in Russland. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj richtet eindeutige Worte an Putin.

Söldner der Wagner-Gruppe am Samstag in Rostow am Don.
Söldner der Wagner-Gruppe am Samstag in Rostow am Don.Sergei Pinovarov/IMAGO

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht in dem bewaffneten Aufstand des russischen Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin gegen die Militärführung ein klares Zeichen der Schwäche von Kremlchef Wladimir Putin. „Die Schwäche Russlands ist offensichtlich“, schrieb Selenskyj am Samstag beim Kurznachrichtendienst Twitter. „Eine umfassende Schwäche.“ Je länger Russland Truppen und Söldner in der Ukraine halte, „desto mehr Chaos, Schmerz und Probleme wird es später für sich selbst haben“.

Weiter sagte Selenskyj: „Lange Zeit bediente sich Russland der Propaganda, um seine Schwäche und die Dummheit seiner Regierung zu verschleiern. Und jetzt ist das Chaos so groß, dass keine Lüge es verbergen kann.“ Mit Blick auf Putins Angriffskrieg gegen sein Land sagte er: „Jeder, der den Weg des Bösen wählt, zerstört sich selbst.“ Der Kremlchef verachte Menschen und habe Hunderttausende in den Krieg geworfen, „um sich schließlich in der Region Moskau vor denen zu verbarrikadieren, die er selbst bewaffnet hat“.

Bundesregierung beobachtet Ereignisse in Russland „sehr aufmerksam“

Die Konfrontation in Russland zwischen der Führung des Landes und den Wagner-Söldnern hält Regierungen weltweit in ihrem Bann. „Die Entwicklungen in Russland beobachten wir seit gestern Abend sehr aufmerksam“, erklärte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Samstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Deutschland stehe „in engstem Austausch dazu mit unseren internationalen Partnern“. Das Auswärtige Amt rät nun auch von Reisen in das Stadtzentrum von Moskau ab.

Giorgia Meloni: Krieg gegen Ukraine führt zu Instabilität in Russland

Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sieht im gewaltsamen Aufstand der Söldnertruppe Wagner einen Beweis dafür, dass Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zu „Instabilität“ im eigenen Land führt. Die jüngsten Entwicklungen in Russland würden aufmerksam verfolgt, hieß es in einer Mitteilung ihres Büros. Meloni kündigte noch für Samstag ein Sondertreffen mit den zuständigen Ministern, ihrer Rechtsregierung und den Geheimdiensten an. Das Außenministerium in Rom mahnte Italiener, die sich in Russland aufhalten, zur Vorsicht.

EU: Internes russisches Problem

Dem Präsidenten des Europäischen Rates zufolge seien die jüngsten Entwicklungen ein „internes russisches Problem“. „Unsere Unterstützung für die Ukraine und Wolodymyr Selenskyj ist unerschütterlich“, schreibt Charles Michel auf Twitter.

Polens Präsident Andrzej Duda teilte ebenfalls mit, dass die Entwicklung in Russland von der Regierung aufmerksam verfolgt werde. Dazu gebe es Beratungen mit Regierungschef Mateusz Morawiecki, aber auch den Verbündeten. Tschechiens Außenminister Jan Lipavsky warnte Landsleute vor Reisen nach Russland.

Briten in Russland sollen Ausreise erwägen

Die britische Regierung warnt vor einer Ausweitung der Kämpfe auf das ganze Land. „Es gibt Berichte über militärische Spannungen im (südrussischen) Gebiet Rostow und ein Risiko weiterer Unruhen im Land“, heißt es in einer Mitteilung des Außenministeriums.

Der Aufstand der Söldnertruppe Wagner ist nach Ansicht britischer Geheimdienste für den russischen Staat die „größte Herausforderung“ der jüngeren Zeit. „In den kommenden Stunden wird die Loyalität der russischen Sicherheitskräfte und insbesondere der russischen Nationalgarde entscheidend für den Verlauf der Krise sein“, betonte das Verteidigungsministerium in London am Samstag.