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Ostermärsche in Kreuzberg: „Heute wollen sie Panzer und übermorgen eure Söhne“

Zu den Ostermärschen fordern Menschen traditionell Frieden und Abrüstung. Der ukrainische Verein „Vitsche“ stellt sich mit provokanten Plakaten daneben.

Menschen versammeln sich zu einem Ostermarsch auf dem Mariannenplatz.
Menschen versammeln sich zu einem Ostermarsch auf dem Mariannenplatz.Markus Wächter/Berliner Zeitung

In Berlin-Kreuzberg haben sich auf dem Mariannenplatz am Samstagnachmittag etwa 1800 Menschen zu Ostermärschen und anderen Demonstrationen versammelt. Ab rund 13 Uhr fanden sich Menschen zu einer Friedensdemonstration ein. Die Teilnehmer hielten Plakate mit der Aufschrift „Russland ist nicht unser Feind“ oder – neben einem Bild von Sahra Wagenknecht – „Diese Frau hätte das Volk gehört, nicht die Waffenlobby“ in die Höhe. Auch wurden Flyer des Bündnis Sahra Wagenknecht mit Friedenstauben darauf verteilt.

Lühr Henken, Ko-Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag, hielt zu Beginn eine Rede. Bei Verhandlungen um einen Frieden in der Ukraine erweise sich das „Verhalten bestimmter europäischer Staaten“ als „kontraproduktiv“, sagte er. Weiter kritisierte er Friedrich Merz wegen möglicher Taurus-Lieferungen an die Ukraine.

Es gebe zwei falsche Annahmen, so Henken weiter: Dass Russland weitere europäische Länder angreifen würde und dass die USA Europa verlassen. Dafür gebe es keine Belege. Dafür hätten die USA zu viel in Europa investiert. „Mit dem Gerücht, sie täten es, wird die Angst vor einem Angriff aus Russland geschürt“, hieß es.

Während der Demonstration wurde von verschiedenen Sprechern ebenfalls gefordert, keine US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland aufzustellen und keine Wehrpflicht wieder einzuführen.

Auch Nahost-Konflikt Thema bei Ostermärschen in Kreuzberg

Auch der Nahost-Konflikt war Thema bei den Friedensmärschen. Am Mariannenplatz waren viele Menschen mit Palästina-Flaggen zu sehen, auf der Bühne kritisierte eine Sprecherin das Vorgehen der israelischen Regierung in Gaza. Die Verbrechen im Gaza-Streifen „machen sprachlos“, sagte sie. Menschen riefen „Viva viva Palästina“.

Doch es gab auch Gegenstimmen. Die sogenannte „Zionist Antifa Berlin“ war mit einigen Teilnehmern vor Ort. Menschen hielten einige Meter von der Friedensdemo entfernt israelische Flaggen in die Höhe und zeigten ein Banner mit der Aufschrift „Free Berlin from Hamas“.

Ebenfalls in Nähe des Mariannenplatzes versammelte sich bereits vor Beginn der Demo der ukrainische Verein „Vitsche“, der die klassischen Friedensmärsche mit einer Protestaktion herausfordern wollte. „In diesem Jahr finden in ganz Deutschland wieder über 90 sogenannte ‚Friedensmärsche‘ statt. Doch ihre Botschaften haben sich verändert: Immer weniger geht es um echten Frieden – und immer mehr um Ablehnung von Verteidigung, von Stärke und von Verantwortung“, so der Verein in seinem Demoaufruf auf der Plattform X. Mit einem „Friedensvolksentscheid“ wollte der Verein auf seine Forderungen aufmerksam machen.

Aktion kritisiert Friedensforderungen der Ostermärsche

Während der Aktion saßen einige Teilnehmer mit Vogelmasken an einem Tisch – offenbar eine Anlehnung an das Motiv der Friedenstaube. Dahinter standen rund ein Dutzend Demonstranten mit Plakaten, auf denen etwa „russia is a terrorist state“ oder „peace will come when russia is destroyed“ zu lesen war.

„Einer der größten Narrativen ist Abrüstung, nicht für den Aggressor, sondern die Ukraine“, sagte eine Sprecherin in ein Megafon. Die Sprecherin kritisierte unter anderem den russischen Angriff auf die ukrainische Stadt Sumy vor einigen Tagen. „Für echten Frieden muss man kämpfen“, hieß es weiter. Die Ukraine und die Menschen in Europa bräuchten Sicherheitsgarantien. „Russland muss gestoppt werden“, forderte die Sprecherin. Es folgte Applaus der Teilnehmer.

Teilnehmer waren aufgefordert, sich an der performativen Aktion zu beteiligen. So konnte etwa ein Wahlzettel ausgefüllt werden, bei dem zwischen Investitionen in Verteidigung, auch um die Ukraine zu unterstützen, und einem „Wegsehen“ vor dem Krieg gewählt werden sollte.

Durch die Aktion sollten Gruppen kritisiert werden, die „ein Ende der Unterstützung für die Ukraine, die sich verteidigt“ fordern. „Sie stellen sich gegen das Recht Europas, sich selbst zu schützen. Ihre zentrale Forderung lautet: Abrüstung nicht für die Angreifer – sondern für die Verteidiger“, so der Verein weiter.

Zu sehen waren auch Plakate mit provokativen Aufschriften wie „Ja zum Frieden mit Russland = Ja zur Belohnung von Völkermord“ oder „Ja zu einer europäischen Sicherheitsarchitektur mit Russland = Putin soll Europa mitgestalten, am besten gleich allein“.

Die Friedensdemonstration auf dem Mariannenplatz endete gegen 16.20 Uhr. Vorher richtete eine Sprecherin auf der Bühne noch ein Wort an die Kritiker der Demonstration, die unter anderem Vorwürfe geäußert hätten, die Demo sei von Rechten unterwandert. Es gebe „keine Zusammenarbeit“ mit rechten beziehungsweise rechtsextremen Kräften, hieß es demnach.