Ukrainekrieg

Nach ukrainischem Drohnenschlag: Russland und Ukraine melden erneut Angriffe

Mit Kiews Überraschungsangriff und Putins möglicherweise bevorstehender Sommeroffensive verschärft sich die Lage an der Front. In der Nacht kam es zu Drohnenangriffen auf beiden Seiten.

Ukraine, Kiew: Kampfdrohne vermutlich vom Typ Shahed 136 (Schahed 136) iranischer Bauart.
Ukraine, Kiew: Kampfdrohne vermutlich vom Typ Shahed 136 (Schahed 136) iranischer Bauart.Efrem Lukatsky/AP

Wenige Stunden nach den Friedensverhandlungen in Istanbul am Montag hat das russische Militär erneut Drohnenschwärme gegen Ziele in der Ukraine eingesetzt. In zahlreichen ukrainischen Regionen, darunter auch Kiew, wurde in der Nacht Luftalarm ausgelöst. Auch aus Russland wurde von mehreren ukrainischen Angriffen berichtet.

Aus dem ukrainischen Charkiw, Tschernihiw und Mykolajiw wurden Explosionen gemeldet, in Poltawa fiel nach einer Explosion der Strom aus. Nach ersten Medienberichten wurden bei den Attacken mehrere Menschen verletzt, in Charkiw sei zudem ein Mensch getötet worden.

In der Nacht wurden derweil nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums acht ukrainische Drohnen zerstört. Drei Drohnen seien über der Krim abgeschossen worden, zwei über den Regionen Kursk und Belgorod und eine über den Gewässern des Asowschen Meeres, hieß es aus dem Ministerium weiter.

Die neuerlichen Angriffe ereigneten sich wenige Stunden nachdem russische und ukrainische Delegationen in der Türkei zu Friedensgesprächen zusammengekommen waren. Moskau hatte dabei erklärt, es werde einer Beendigung des Krieges nur zustimmen, wenn Kiew weitere große Gebiete abgibt und eine Begrenzung der Größe seiner Armee akzeptiert. Die Ukraine hat die russischen Bedingungen wiederholt als gleichbedeutend mit einer Kapitulation zurückgewiesen.

Ukrainischer Überraschungsangriff auf Bomber: Kreml schweigt

Mit einem beispiellosen Angriff auf russische Bomber hatte die Ukraine derweil am Sonntag für Schlagzeilen gesorgt. Selenskyj sprach am Montagabend erneut von einer „brillanten Operation“. Dabei empfand er kein Mitgefühl, falls Russland über den Verlust strategischer Bomber verärgert sei. Im Krieg gebe es täglich Verluste, schrieb Selenskyj am Montagabend auf X. „Nein, niemanden kümmert es, wenn Russland verärgert ist.“ Der Kreml hat sich bislang nicht offiziell zu dem Drohnenschlag geäußert.

Der ukrainische Geheimdienst hatte tags zuvor in einer lange vorbereiteten, spektakulären Aktion unter dem Namen „Aktion Spinnennetz“ russische Militärflugplätze mit Kampfdrohnen angegriffen und dabei nach eigenen Angaben etwa ein Drittel der russischen Flotte an strategischen Bombern am Boden zerstört.

Tupolev Tu-95-Flugzeuge mit Objekten auf den Tragflächen und einem auf dem Rollfeld des Luftwaffenstützpunkts Ukrainka in der Nähe von Seryschewo im Gebiet Amur, Russland
Tupolev Tu-95-Flugzeuge mit Objekten auf den Tragflächen und einem auf dem Rollfeld des Luftwaffenstützpunkts Ukrainka in der Nähe von Seryschewo im Gebiet Amur, RusslandSatellite image ©2025 Maxar Tech/AFP

Moskau startete seinerseits am vergangenen Wochenende die wohl stärksten Drohnenangriffe seit Kriegsbeginn. Dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj zufolge hat Russland etwa 50.000 Soldaten für einen möglichen Vorstoß in die Region Sumy im Nordosten der Ukraine zusammengezogen. Experten spekulieren, dass eine große Sommeroffensive Putins bevorstehen könne.