Ein Gericht in Indonesien hat eine Transfrau zu fast drei Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie online einen Kommentar zum Haarschnitt von Jesus Christus abgegeben hatte. Ratu Thalisa, eine Muslimin mit über 442.000 TikTok-Followern, wurde am Montag von einem Gericht in der Stadt Medan auf Sumatra für schuldig befunden, Hass im Rahmen des Gesetzes gegen Hassreden im Internet verbreitet zu haben. Darüber berichteten unter anderem die Menschenrechtsorganisation Amnesty International und lokale Medien.
Thalisa, online bekannt als Ratu Entok, machte am 2. Oktober 2024 einen Livestream auf TikTok, als ein Zuschauer sie bat, sich die Haare wie ein Mann zu schneiden. Sie antwortete, indem sie ein Bild von Jesus Christus hochhielt und es direkt ansprach: „Du solltest nicht wie eine Frau aussehen. Du solltest dir die Haare schneiden, damit du wie sein Vater aussiehst.“ Sie empfahl Jesus also, so auszusehen wie der Vater des Zuschauers.
Sie wurde im Oktober verhaftet, nachdem fünf christliche Gruppen bei der Polizei Anzeige wegen Gotteslästerung erstattet hatten. Thalisa wurde wegen Blasphemie und Hassreden gegen eine Religion angeklagt. Das Bezirksgericht erklärte, ihre Kommentare könnten die „öffentliche Ordnung“ und die „religiöse Harmonie“ stören, und verurteilte sie zu zwei Jahren und zehn Monaten Gefängnis sowie zur Zahlung einer Geldstrafe von 100.000.000 IDR (rund 5670 Euro) für das Vergehen.
Indonesien: 20 Menschen wegen Blasphemie verurteilt
In Indonesien wurden seit 2018 mehr als 120 Menschen wegen Blasphemie verurteilt, wie aus Daten von Amnesty International Indonesien hervorgeht. Von 2019 bis 2024 registrierte die Organisation 560 Personen, die ihre Meinungsfreiheit ausübten und wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das EIT-Gesetz in verschiedenen Straftaten, darunter Verleumdung und Hassrede, angeklagt wurden, von denen 421 verurteilt wurden. „Die indonesischen Behörden neigen dazu, Hassrede-Artikel im EIT-Gesetz zu verwenden, um Personen für ihre Kommentare zu bestrafen, die Religionen beleidigen“, so ein Sprecher von Amnesty International.
Im Januar 2024 trat die zweite Änderung des EIT-Gesetzes in Kraft, trotz der Bedenken, dass es strafrechtliche Sanktionen für Verleumdung beibehält, die konsequent genutzt wurden, um Menschenrechtsverteidiger und Oppositionelle zu unterdrücken. Zu den Opfern von Blasphemie und Hassreden gehören eine Reihe von Social-Media-Influencern.
TikToker im Fokus der Polizei
Eine muslimische Frau wurde demnach im September 2023 wegen Gotteslästerung zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, nachdem sie ein TikTok-Video gepostet hatte, in dem sie ein islamisches Gebet sprach, bevor sie Schweinefleisch aß. Letztes Jahr wurde ein TikToker wegen Gotteslästerung festgenommen, nachdem er ein Quizvideo gepostet hatte, in dem er Kindern die Frage stellte: Welche Tiere können den Koran lesen? Indonesiens Blasphemiegesetze verstoßen gegen eine Reihe internationaler Menschenrechtsverpflichtungen des Landes – einschließlich der Verpflichtung, das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Religions- und Glaubensfreiheit zu respektieren und zu schützen.


