Film-Festival

„Morddrohungen“ erhalten: Berlinale-Preisträger kritisiert Berliner Politik

Der israelische Filmemacher erhielt den Preis für den besten Dokumentarfilm. Nach seiner Rede am Samstag habe er „Morddrohungen“ erhalten – auch wegen der deutschen Reaktionen. 

Basel Adra und Yuval Abraham (rechts) drehten gemeinsam den Film „No Other Land“ und gewannen den Dokumentarfilmpreis.
Basel Adra und Yuval Abraham (rechts) drehten gemeinsam den Film „No Other Land“ und gewannen den Dokumentarfilmpreis.Pool Reuters/AP

Der Berlinale-Preisträger Yuval Abraham („No Other Land“) hat die Reaktionen der Berliner Politik auf seine Rede in einem Beitrag auf Instagram scharf kritisiert. Seine Familie sei von einem „Mob“ bedroht worden und habe mitten in der Nacht in eine andere Stadt fliehen müssen.

Er selbst habe „Morddrohungen“ erhalten und seinen Heimflug absagen müssen. Dies sei passiert, nachdem israelische und deutsche Medien seine Rede als „antisemitisch“ bezeichnet hätten.

Yavel Abraham nennt deutsche Reaktion „empörend“

Bei der Berlinale-Gala sprach der israelische Filmemacher, der zusammen mit dem Palästinenser Basel Adra in einem israelisch-palästinensischen Kollektiv für den Dokumentarfilm „No Other Land“ über die Siedlungspolitik in der West-Bank ausgezeichnet wurde, von einer Politik der Apartheid. „In zwei Tagen werden wir in ein Land zurückkehren, wo wir nicht gleich sind“, sagte Abraham. „Ich darf mich in dem Land frei bewegen, Basel ist wie Millionen Palästinenser eingeschlossen in der West-Bank. Diese Situation der Apartheid zwischen uns, diese Ungleichheit muss ein Ende haben.“

Kulturstaatsministerin Claudia Roth kündigte am Montag an, man werde die Vorkommnisse bei der Bären-Verleihung aufarbeiten. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner twitterte bereits am Sonntag, dass das, was am Samstag auf der Berlinale vorgefallen sei, eine untragbare Relativierung gewesen sei.

Abraham findet es „besonders empörend“, dass Deutschland den Begriff des Antisemitismus gegen ihn verwende. Dies würde besonders auch seinen Co-Regisseur Basel Adra gefährden. Seine Aussagen lösten eine bundesweite Debatte aus. Der Nahostkonflikt wurde bei der Berlinale mehrfach thematisiert. Bei der Preisverleihung trugen mehrere Menschen auf der Bühne einen Zettel mit der Aufschrift „Ceasefire Now“ (etwa: „Feuerpause jetzt“).

Yuval Abraham ist ein israelischer Filmemacher und Journalist. Der Nachfahre von Holocaustüberlebenden lebt in Jerusalem. Er ist jüdischen Glaubens.

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