Tarifstreit

50-Stunden-Bahnstreik: Was Fahrgäste jetzt wissen müssen

Wer am Montag oder Dienstag mit dem Zug reisen wollte, muss umplanen. Wie kommen Betroffene dennoch ans Ziel und wie gibt es Geld zurück?

Ein Schaffner gibt ein Abfahrtszeichen für einen ICE auf dem Bahnsteig im Hauptbahnhof. 
Ein Schaffner gibt ein Abfahrtszeichen für einen ICE auf dem Bahnsteig im Hauptbahnhof. Carsten Koall/dpa

Von Sonntagabend um 22 Uhr bis Dienstag um 24 Uhr stehen die Fernverkehrszüge und Regionalbahnen in Deutschland wahrscheinlich wieder still - bei der Bahn soll erneut gestreikt werden. Die Bahn-Gewerkschaft EVG hatte dies bereits am Donnerstag angekündigt, ein Ultimatum für ein neues Tarifangebot von der Deutschen Bahn lief am Freitagmittag ohne erkennbare Annäherung ab. Es ist damit sehr wahrscheinlich, dass der bundesweite Warnstreik von Sonntagabend bis Dienstagabend auch wirklich stattfindet.

Die Bahn wird in dieser Zeit den Fernverkehr komplett einstellen. „Auch bei DB Regio wird während des Streiks größtenteils kein Zug fahren“, teilte der bundeseigene Konzern weiter mit.

Fahrgäste müssen also auf andere Verkehrsmittel umsteigen. Die Bahn kommt dafür nur auf, wenn sie die Alternativen selbst organisiert, dann ja: Denkbar wären etwa Fernbus-Sammelbeförderungen von einzelnen Bahnhöfen oder Taxifahrten, wenn etwa sonntagabends der Zug im Bahnhof stehen bleibt und es noch viele Passagiere gibt, die eine Stadt weiter müssen.

Bahn-Tickets bis Sonntag flexibel nutzbar

Die Tickets sollen bis Sonntag flexibel nutzbar sein, die Zugbindung bei Spar- und Supersparpreisen ist aufgehoben. Das heißt, Kunden mit Regioticket können mit IC oder ICE fahren. Allerdings müssen sie zunächst das teurere Ticket kaufen, können sich den Preis aber zurückerstatten lassen. Auch die Kosten für Sitzplatzreservierungen in einem bestreikten Zug bekommen Kunden zurück. Wichtig: Das Ticket muss spätestens am Donnerstag, 11. Mai, gekauft worden sein.

Wer später reisen will, kann die Tickets auch in den Tagen danach flexibel nutzen - zum Beispiel über Christi Himmelfahrt. Wie ein Bahnsprecher sagte, sei eine Nutzung der Tickets auch nach dem Ende des Warnstreiks in den Fahrgastrechten ausdrücklich vorgesehen. Die Bahn rät allerdings von Reisen am 18. Mai ab, die meisten Züge seien bereits stark ausgelastet. Auf ihrer Internetseite hat die Bahn Kulanzregeln veröffentlicht.

Fährt der Zug nicht oder wird absehbar mindestens 60 Minuten verspätet am Zielort eintreffen, kann man den Ticketpreis zurückverlangen. Diese Option besteht auch für den Warnstreik. Für im Internet über ein Kundenkonto gekaufte Tickets geht das mit einem Online-Antrag auf „bahn.de“ oder über die „DB-Navigator“-App. Sonst bleibt nur, die Kosten schriftlich zurückverlangen

Die Bahn empfiehlt Reisenden am Sonntag zudem, „ihre Reise nicht erst am Abend anzutreten“. Außerdem rät sie, Sonntag einen Sitzplatz zu reservieren, weil die letzten Züge vor dem Streik voll werden könnten.

U-Bahnen, Busse und Trams in Berlin nicht vom Streik betroffen

Auch die Berliner S-Bahn wird erneut von den Streiks betroffen sein. Von Sonntagabend um 22 Uhr bis Dienstagnacht könnten keine Zugfahrten angeboten werden. Bereits in den Abendstunden vor Streikbeginn könne es zu Einschränkungen kommen, teilte die S-Bahn am Donnerstagabend auf Twitter mit.

Die U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sind dagegen nicht vom Warnstreik betroffen. Für die BVG gilt ein eigener Tarifvertrag, der aktuell nicht verhandelt wird. Die Busse, U- und Straßenbahnen der BVG fahren also auch von Sonntagabend bis Dienstagnacht auf allen Linien ohne streikbedingte Einschränkungen.

Besonders vehement wurde bei der Bahn dabei zuletzt über den Mindestlohn gestritten, den bei der DB etwa 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur über Zulagen erhalten. Zweimal hatte die EVG im laufenden Tarifkonflikt bereits zum Ausstand aufgerufen – auch bei diesen Aktionen folgten die Einstellung des Fernverkehrs und ein fast kompletter Stillstand im Regionalverkehr.

Die Gewerkschaft vertritt bei der Bahn Beschäftigte aus fast allen Bereichen und hat sämtliche Berufsgruppen zum Warnstreik aufgerufen. Entsprechend sind die Auswirkungen direkt heftig. Treten etwa die Fahrdienstleiter in den Warnstreik, steht gleich der gesamte Verkehr auf bestimmten Streckenabschnitten still.