Nach der tödlichen Messerattacke auf einen 29-jährigen Mann am Berliner U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf diskutiert die Politik über mögliche Konsequenzen. Der Senat – darunter Innensenatorin Iris Spranger (SPD) – zieht auch ein Messer- und Waffenverbot im Berliner Nahverkehr in Betracht. Dies bestätigte die Senatsinnenverwaltung der Berliner Zeitung auf Anfrage.
Am Samstagnachmittag, gegen 16.15 Uhr, eskalierte zunächst in der U-Bahn (Linie 12) und darauf im U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz ein Streit zwischen zwei Männern. Beide waren unabhängig voneinander am U-Bahnhof Kaiserdamm in die Bahn gestiegen. Innerhalb von Sekunden sollen beide aneinandergeraten sein. Der 43-Jährige hatte ein Küchenmesser aus dem Hosenbund gezogen und offenbar auf den 29-jährigen Deutschen eingestochen. Der 29-Jährige verstarb noch am U-Bahnhof. Auch der 43-Angreifer wurde von der Polizei angeschossen und verstarb später im Krankenhaus.
GdP: Polizei kann Messerverbot nicht kontrollieren
„Ungeachtet des gestrigen Tötungsdeliktes prüfen wir die Einrichtung weiterer Messer- und Waffenverbotszonen in Berlin“, so Spranger. Mit großem Interesse werden „die Maßnahmen der Bundespolizei mit den Waffen- und Messerverboten im Bereich der Bahnhöfe“ verfolgt, vergleichbares könne sie sich auch für den Berliner ÖPNV vorstellen.
Zum Vorstoß eines möglichen Waffen- und Messerverbots im Berliner Nahverkehr sagte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) Berlin auf Anfrage der Berliner Zeitung: „Es war zu erwarten, dass die Innensenatorin das umsetzt, worauf sich in der IMK und auf bundespolitischer Ebene nach den Taten wir Brokstedt, Mannheim oder Solingen verständigt wurde, auch wenn wir das für zu kurzsichtig halten“, so der Sprecher der GdP, Benjamin Jendro.
Vorfälle wie der von Samstag zeigten, dass Messerverbotszonen in Berlin ein „Placebo“ darstellten. Messer seien ein Alltagsgegenstand, der von häufig jungen Männern eingesteckt werde, wenn diese das Haus verlassen. „Sie sind bereit, diese einzusetzen und andere wegen ganz banalen Streitigkeiten schwer zu verletzen oder gar zu töten. Das kann an jeder Ecke passieren, weshalb eine Karte mit allen Messerstraftaten rote Punkte von Staaken bis Hellersdorf aufweisen würde“. Messer- und Waffenverbotszonen seien„ ein elementarer Baustein“ der Berliner Strategie gegen Messerkriminalität.


