Charlottenburg

Tödliche Attacke am U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz: Senat prüft Messerverbot im Nahverkehr

Ein Syrer tötet am Samstagnachmittag im U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz einen Mann mit einem Küchenmesser. Die Polizei erschießt den Täter. Nun werden neue Details bekannt.

Berliner Polizisten stehen nach einer Gewalttat am U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz zusammen. Angreifer und Opfer sind tot.
Berliner Polizisten stehen nach einer Gewalttat am U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz zusammen. Angreifer und Opfer sind tot.Fabian Sommer/dpa

Der Angreifer, der im Berliner U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz einen Mann mit einem Küchenmesser tödlich verletzt hat, ist gestorben. Er wurde nach dem Angriff am Samstag von der Polizei angeschossen und heute Morgen, um 6.30 Uhr, für tot erklärt, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft der Berliner Zeitung sagte.

Bei dem Täter handelt es sich um einen 43-jährigen Syrer. Das Opfer, das in der U-Bahn-Line 12 und auf dem Bahnsteig mit dem Küchenmesser tödlich verletzt wurde, hat die deutsche Staatsangehörigkeit. Beide Männer waren wegen Körperverletzungen und Drogendelikten polizeibekannt und justizbekannt. Hinweise auf eine terroristische oder islamistische Attacke des Syrers gebe es bislang nicht. Vieles deutet auf einen eskalierenden Streit hin, den der 43-Jährige wohl angefangen habe.  Täter und Opfer haben sich wohl nicht gekannt.

Der Berliner Senat soll derzeit prüfen, ob auch für den Berliner Nahverkehr ein Messer- und Waffenverbot eingeführt werden soll. Das berichtet der Tagesspiegel unter Berufung auf Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD).

Messerattacke in der Berliner U-Bahn: Ein Stich ging ins Herz

Was war passiert? In Charlottenburg kam es am Samstag zur belebten Tageszeit zu dem schweren Verbrechen – zahlreiche Augenzeugen waren vor Ort. Am Nachmittag, gegen 16.15 Uhr, eskalierte zunächst in der U-Bahn (Linie 12) und darauf im U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz der Streit. Beide Männer waren unabhängig voneinander am U-Bahnhof Kaiserdamm in die Bahn gestiegen. Innerhalb von Sekunden sollen beide aneinandergeraten sein. Der 43-Jährige hatte ein Küchenmesser aus dem Hosenbund gezogen und offenbar auf den 29-jährigen Deutschen eingestochen.

Das Messer traf die Herzkammer des Mannes. Dieser konnte den Zug im U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz zuvor noch eigenständig verlassen, brach dann aber auf dem Bahnsteig zusammen.  Die Verletzungen waren so schwer, dass das 29-jährige Opfer im U-Bahnhof verstarb. Eine Reanimation sei erfolglos gewesen. Der U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz gilt nicht als Messerverbotszone, wie die Polizei bestätigte.

Charlottenburg: Syrer geht mit Küchenmesser auf die Polizei los

Der Täter sei dann mit gezogenem Messer aus dem U-Bahnhof in Richtung Schloßstraße geflüchtet. Ein Augenzeuge sagte der Bild: „Er war schwarz gekleidet. Er hielt das Messer in die Luft und fuchtelte damit herum. Er rannte, als ob er auf Drogen war, lief Schlangenlinien.“ Mit dem Messer bedrohte der Täter dann die ihm folgenden Polizeibeamten, woraufhin ein Polizist mehrere Schüsse abgab. Der Angreifer wurde am Oberkörper schwer verletzt. Nach erfolgreicher Reanimation kam der Tatverdächtige in die Klinik, wo er allerdings am Sonntag seinen Verletzungen erlag. Zum Aufenthaltsstatus des 43-jährigen Syrers liegen noch keine Erkenntnisse vor. Routinemäßig ermittelt nach Schusswaffengebrauch der Polizei die Mordkommission.

Auf dem Kaiserdamm wurde nach Angaben der Feuerwehr eine Betreuungsstelle für Ersthelfer und Augenzeugen eingerichtet. Hier kamen mehrere Menschen zusammen, die unter den Eindrücken des Geschehens standen. Sowohl die Feuerwehr als auch die Polizei kümmerten sich um die Leute, führten Gespräche, reichten etwas zu Trinken und baten weitere Hilfe durch die Psychosoziale Notfallversorgung an, wobei diese nicht in Anspruch genommen wurde. Zeitweise war auch ein Rettungswagen vor Ort. Eine Frau wurde von der Betreuungsstelle zur weiteren Versorgung in ein Krankenhaus gebracht. Auch beteiligte Polizisten mussten versorgt und psychologisch betreut werden.

U-Bahnhof: Toter lag noch Stunden auf dem Bahnsteig

Das Todesopfer der Auseinandersetzung im U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz wurde am späten Abend abtransportiert. Über Stunden lag der Tote noch auf dem Bahnsteig, da die Polizei den Bereich als Tatort abgesperrt hatte. Die Gerichtsmedizin fuhr mit einem Wagen vor, ein Mitarbeiter schob dann eine Trage in den Fahrstuhl zum Bahnsteig der U12 in Richtung Warschauer Straße.

Etwa zehn Minuten später kam der Gerichtsmediziner mit der Leiche auf der Trage wieder nach oben. Der Tote wurde in den Wagen geschoben. Die Polizei hielt unterdessen Passanten davon ab, am Ort des Geschehens vorbeizugehen.

Der U-Bahn-Verkehr musste über mehrere Stunden beidseitig unterbrochen werden. Die BVG richtete einen oberirdischen Schienenersatzverkehr ein.

Stephen Weh, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), sagt: „Natürlich ist das kein guter Tag, wenn zwei Menschen ihr Leben verlieren und wir mit mehreren traumatisierten Kollegen aus dem Einsatz gehen. Man wird derartige Taten leider nie komplett verhindern können, aber entscheidend ist, wie man reagiert. Die Polizei Berlin hat das gestern hochprofessionell getan und in einer sehr dynamischen Situation schnell und sehr strukturiert agiert, gerade auch was die psychosoziale Erstbetreuung der betroffenen Einsatzkräfte angeht.“

Und weiter: „Selbstverständlich wird auch der tödliche Schusswaffengebrauch im Rechtsstaat vollumfänglich untersucht. Aber eines muss jedem klar sein: Kein Polizist schießt gern und wir reden über einen Messerangreifer, der mit Waffe an einem Samstagnachmittag durch Charlottenburg läuft, Kollegen bedroht und bereits einen Menschen niedergestochen hat. Wir hoffen, dass alle beteiligten Kollegen diesen traumatischen Einsatz bestmöglich verarbeiten können.“