Einer neuen Umfrage zufolge würde die Mehrheit der Grönländer einen Beitritt zu den USA befürworten. Die Umfrage wurde durchgeführt, nachdem der designierte US-Präsident Donald Trump gedroht hatte, die Kontrolle über das halbautonome dänische Territorium zu übernehmen, ohne dabei den Einsatz militärischer Mittel auszuschließen.
Nach den am Sonntag veröffentlichten Ergebnissen der von Patriot Polling durchgeführten Umfrage befürworten 57,3 Prozent der Befragten einen Beitritt Grönlands zu den USA. Nur 37,4 Prozent lehnten einen möglichen Beitritt ab und 5,3 Prozent gaben an, sie seien unentschlossen. Bei der Umfrage, die die erste ihrer Art ist, wurden nur 416 Menschen in Grönland befragt, das allerdings nur 56.000 Einwohner hat.
Grönland-Umfrage: Meinungsforscher nicht unumstritten
Obwohl die Umfrageergebnisse für Trump ein Grund zur Freude sein sollten, gibt es zugleich Grund zur Skepsis: Dies ist die erste Umfrage, die von Patriot Polling außerhalb der USA durchgeführt wurde. Die Meinungsforscher, die sich selbst als „überparteiliches Umfrageinstitut“ bezeichnen, sind in Wirklichkeit zwei jugendliche Universitätsstudenten aus den USA. In Umfrage-Rankings hat Patriot Polling eine 1-Sterne-Bewertung erhalten, obwohl sie auf ihrer Website behauptet, dass sie zum „genauesten Meinungsforscher bei den Präsidentschaftswahlen 2024 gekürt wurde, nachdem sie das Ergebnis in allen Staaten korrekt vorhergesagt hatten“.
Donald Trump hatte am vergangenen Dienstag seine Drohungen bekräftigt, den Panamakanal und das rohstoffreiche Grönland zu annektieren; ein militärisches Vorgehen wollte er dabei nicht ausschließen. „Es kann sein, dass man etwas tun muss“, sagte er. Der designierte US-Präsident forderte Dänemark auf, auf sein autonomes Territorium zu „verzichten“. Am selben Tag reiste sein Sohn Donald Trump Jr. nach Grönland, beteuerte jedoch, es handele sich um eine touristische Reise. Der Trump-Verbündete Elon Musk teilte den Beitrag von Trump Jr. mit Fotos des Besuchs auf seiner Internetplattform X und schrieb: „Wenn die Menschen in Grönland ein Teil Amerikas sein wollen, was ich hoffe, dann sind sie herzlich willkommen!“
If the people of Greenland want to be part of America, which I hope they do, they would be most welcome! 🇺🇸 🇬🇱 https://t.co/lgzbVDpYOG
— Elon Musk (@elonmusk) January 7, 2025
Grönland: Dünn besiedelt, von großer strategischer Bedeutung
Grönland ist mit rund zwei Millionen Quadratkilometern Fläche die größte Insel der Welt. Seine Einwohner sind vor allem Angehörige der ethnischen Gruppe der Inuit. Wegen der Aussagen Trumps sind das Gebiet und sein spezieller politischer Status in den Fokus der Weltöffentlichkeit gerückt. Das geografisch zu Nordamerika zählende Grönland gehört politisch zu Dänemark. Die Insel war im 18. Jahrhundert von Dänemark kolonisiert worden. Seit dem Jahr 1979 hat das Gebiet einen Autonomiestatus, der 2009 ausgeweitet wurde. 2023 arbeitete Grönland einen Verfassungsentwurf für den Fall einer Unabhängigkeit von Dänemark aus. Im Frühjahr 2025 steht dort eine planmäßige Parlamentswahl an. Die Unabhängigkeit von Dänemark ist dabei ein großes Thema im Wahlkampf.

Das Territorium Grönlands ist reich an natürlichen Ressourcen. Dazu zählen Öl, Gas, Gold, Diamanten, Uran, Zink und Blei. Bei Trumps Überlegungen zu einer Übernahme Grönlands dürften auch dies sowie die strategische Lage der Insel in der Arktis eine Rolle spielen.
An der Nordwestküste Grönlands befindet sich seit dem Kalten Krieg ein Stützpunkt der US-Armee, Grundlage dafür war ein Abkommen zwischen den USA und Dänemark. Die Basis trug jahrzehntelang den Namen Thule Air Base. 2023 wurde sie in Pituffik Space Base umbenannt, dort befinden sich Raketenabwehrsysteme und Einrichtungen zur militärischen Überwachung des Weltraums.
Grönlands Regierungschef: Wir wollen keine Amerikaner sein
Nach Aussage von Regierungschef Múte B. Egede wird sich Grönland von den geäußerten Begehrlichkeiten Trumps nicht von seinem eigenen Weg abbringen lassen. „Über Grönlands Zukunft entscheiden Grönland und das grönländische Volk. Das ist natürlich der Ausgangspunkt aller Zusammenarbeit, die wir haben“, sagte Egede auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen in Kopenhagen. Auch Frederiksen unterstrich, dass die Grönländer selbst über ihre Zukunft bestimmten. „Grönland gehört den Grönländern, niemand anderem“, sagte sie.
Egede machte klar, dass der grönländische Wunsch, selbstständig und „Herr im eigenen Haus“ zu sein, wohl für die meisten Völker der Erde verständlich sei. „Wir wollen keine Dänen sein. Wir wollen keine Amerikaner sein. Wir wollen selbstverständlich Grönländer sein“, sagte er. Grönland sei Teil des nordamerikanischen Kontinents und daher auch ein Ort, den die Amerikaner als Teil ihres Erdteils betrachteten. Auch in Zukunft werde man mit den USA zusammenarbeiten - aber im Dialog und zu grönländischen Prämissen. (mit AFP, dpa)
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