Dänemark

Dänischer Wissenschaftler: Invasion der USA in Grönland wäre „kürzester Krieg der Welt“

Im Jahr 1951 unterzeichneten die USA ein Abkommen, in dem sie sich verpflichteten, Grönland vor Angriffen zu schützen. Mit Trump steht nun eine Invasion aus den eigenen Reihen im Raum.

Ein Blick auf das Dorf Kangaamiut in Grönland am 3. Juli 2024
Ein Blick auf das Dorf Kangaamiut in Grönland am 3. Juli 2024Ida Marie Odgaard/Ritzau Scanpix Foto/AP

Die Äußerung des designierten amerikanischen Präsidenten Donald Trump, er wolle eine militärische Übernahme von Grönland durch die USA nicht ausschließen, sorgt weiter für Diskussionen. Ein dänischer Wissenschaftler sagte nun über eine hypothetische Invasion der USA gegenüber dem Nachrichtenportal Politico, sie würde den „kürzesten Krieg der Welt“ darstellen.

„In Grönland gibt es keine Verteidigungskapazitäten. Die Amerikaner haben das Sagen“, erklärte Ulrik Pram Gad, leitender Forscher am Dänischen Institut für Internationale Studien, demnach. Hintergrund ist ein Abkommen aus dem Jahr 1951, in dem die USA eine rechtliche Verpflichtung akzeptierten, jeden Angriff auf die arktische Insel abzuwehren, da die dänischen Streitkräfte dazu alleine nicht in der Lage wären. Beide Länder sind Gründungsmitglieder der Nato.

Dänemark ist sich darüber im Klaren, dass es Grönland nicht allein gegen irgendjemanden verteidigen kann“, sagte dem Bericht zufolge auch Kristian Søby Kristensen, ein leitender Forscher am Zentrum für Militärstudien der Universität Kopenhagen. Sollte Trump versuchen, das Gebiet mit Gewalt zu erobern, „stellt sich die Frage: Gegen wen würden [die Amerikaner] kämpfen? Ihr eigenes Militär? Die sind doch schon da“, fügte er hinzu. An der Nordwestküste Grönlands befindet sich seit dem Kalten Krieg ein Stützpunkt der U.S. Army.

Dänemark ist USA militärisch unterlegen – und rechtlich?

Die USA verfügen nach Nato-Angaben über den mit Abstand größten Verteidigungshaushalt der Welt mit 948 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr. Ihr Militär zählt 1,3 Millionen Streitkräfte. Dänemark wiederum gab im letzten Jahr 9,9 Milliarden Dollar aus und hat nur 17.000 Soldaten. Der größte Teil seiner schweren Kriegsgeräte wurde zudem der Ukraine zur Verfügung gestellt.

Militärisch ist demnach die Machtverteilung klar, doch rechtlich blieben Dänemark einige Optionen. So könnte Kopenhagen die EU um Hilfe bitten. Im Falle einer „extrem theoretischen“ amerikanischen Invasion in Grönland würde die EU-Klausel für gegenseitigen Beistand in Artikel 42 (7) des Vertrags gelten, sagte ein Sprecher der Europäischen Kommission diese Woche gegenüber Journalisten.

Nach Ansicht von Daniel Fiott vom Zentrum für Sicherheit, Diplomatie und Strategie an der Brussels School of Governance ist die Klausel jedoch „in ihrer jetzigen Form bedeutungslos, da keine echte militärische Kraft dahintersteht“.

Unklar ist zudem, ob Dänemark die Beistandsklausel der Nato (Artikel 5) gegen einen anderen Verbündeten geltend machen könnte.

Dänische Regierungschefin will mit Trump sprechen

Das geografisch zu Nordamerika gehörende Grönland war im 18. Jahrhundert von Dänemark kolonisiert worden und hat seit dem Jahr 1979 einen Autonomiestatus, der 2009 erweitert wurde. Das Territorium ist reich an natürlichen Ressourcen. Dazu zählen Öl, Gas, Gold, Diamanten, Uran, Zink und Blei.

Donald Trump hatte am Dienstag bei einer Pressekonferenz seine Drohungen bekräftigt, die USA wollten Grönland annektieren. Die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen sucht nun nach Angaben vom Donnerstag das Gespräch mit dem künftigen amerikanischen Präsidenten. Sie habe aber noch nicht mit Trump gesprochen.