Ukrainekrieg

Rache für „Operation Spinnennetz“: Russland fliegt massiven Angriff auf Kiew

Russland hat die Ukraine erneut mit Luftangriffen überzogen. Laut dem russischen Verteidigungsministerium sind die Angriffe eine Reaktion auf den ukrainischen Überraschungsangriff.

Explosion nach russischem Luftangriff auf Kiew, Ukraine
Explosion nach russischem Luftangriff auf Kiew, UkraineEvgeniy Maloletka/AP

Bei heftigen russischen Luftangriffen mit „400 Drohnen und ballistischen Raketen“  auf die Hauptstadt Kiew und weitere Städte sind nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj in der Nacht mindestens vier Menschen getötet worden. Bürgermeister Vitali Klitschko erklärte am Freitagmorgen, es gebe in Kiew vier Tote und 20 Verletzte, von denen 16 ins Krankenhaus eingeliefert worden seien. Selenskyj sprach von mindestens 49 Verletzen insgesamt.

Aus dem russischen Verteidigungsministerium hieß es derweil, die Angriffe auf die ukrainische Hauptstadt in der Nacht seien als Reaktion auf den ukrainischen Drohnenschlag gegen russische Bomber zu verstehen. „Heute Abend haben die Streitkräfte der Russischen Föderation als Reaktion auf die Terroranschläge des Kiewer Regimes einen massiven Angriff mit hochpräzisen Langstreckenwaffen aus der Luft, zu Wasser und zu Land durchgeführt und auch unbemannte Luftfahrzeuge angegriffen“, teilte das Ministerium laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax mit. Die ukrainischen Streitkräfte meldeten ihrerseits einen neuerlichen Angriff auf russische Flugplätze am Donnerstag.

Nach Angaben der ukrainischen Rettungsdienste wurden mehrere Stadtteile getroffen. Die Angriffe lösten demnach mehrere Brände aus – unter anderem in einem Wohngebäude, in ziviler Infrastruktur sowie in einem Hangar. Durch den Beschuss wurden auch Bahngleise in der Region Kiew beschädigt, die ukrainische Bahn warnte vor 90-minütigen Verspätungen. Die Reparaturarbeiten dürften laut Klitschko den ganzen Tag andauern.

Ukraine, Kiew: Während eines russischen Drohnenangriffs suchen Menschen Schutz in einer U-Bahn-Station, die als Bunker dient.
Ukraine, Kiew: Während eines russischen Drohnenangriffs suchen Menschen Schutz in einer U-Bahn-Station, die als Bunker dient.Dan Bashakov/AP

Brände nach bisher massivstem Luftangriff auf ukrainische Region Ternopil

Mehrere Angriffe trafen auch die westukrainische Stadt Luzk und die Region Ternopil. „Heute hat der Feind den bisher massivsten Luftangriff auf unsere Region ausgeführt“, erklärte der Chef der Militärverwaltung von Ternopil, Wjatscheslaw Negoda. Einsatzkräfte seien ausgerückt, um Brände zu löschen und die Schäden zu begutachten.

Bei dem Angriff auf Luzk wurden nach Behördenangaben fünf Menschen verletzt. Es seien auch zahlreiche Fenster an Privathäusern zu Bruch gegangen sowie mehrere Bildungseinrichtungen und eine Verwaltungseinrichtung beschädigt worden, erklärte der Bürgermeister der Stadt, Ihor Polischtschuk, im Onlinedienst Telegram. Auch in der westlichen Stadt Chmelnyzkyj wurden nach Angaben des Gouverneurs der gleichnamigen Region Gebäude und Autos beschädigt.

Peskow hatte Reaktion auf „Operation Spinnennetz“ angekündigt

Die Ukraine hatte am vergangenen Wochenende mit Drohnen Militärstützpunkte tief im russischen Staatsgebiet angegriffen und dabei eine Reihe russischer Militärflugzeuge zerstört – oder zumindest beschädigt. Nach russischen Angaben sollen die betroffenen Bomber, die Teil seiner strategischen Atomstreitkräfte, repariert werden können. Zunächst hatte sich der Kreml nicht offiziell zum Ausmaß der Schäden oder den folgenden Konsequenzen geäußert. Kremlsprecher Dmitri Peskow kündigte am Donnerstag schließlich eine Reaktion an. Diese werde erfolgen, „wie und wann“ es „unser Militär für angemessen hält“.

In Russland wurden in der Nacht zum Freitag bei ukrainischen Angriffen drei Menschen in der westlichen Region Tula verletzt, wie die Behörden mitteilten. Der Bürgermeister von Moskau, Sergei Sobjanin, erklärte, die russische Luftabwehr habe eine Drohne abgeschossen, die auf dem Weg in die Hauptstadt gewesen sei. An dem abgewehrten Angriffsversuch auf Moskau seien insgesamt „zehn feindliche Drohnen“ beteiligt gewesen. (mit AFP)