Zehntausende Menschen haben in Tel Aviv gegen die israelische Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu demonstriert und Neuwahlen gefordert. Die Organisatoren gaben die Zahl der Demonstranten am Samstagabend mit mehr als 150.000 an und sprachen von der größten Protestaktion seit Beginn des Gaza-Kriegs vor achteinhalb Monaten. In einer Ansprache bezeichnete der frühere Inlands-Geheimdienstchef Yuval Diskin Netanjahu als „schlechtesten Regierungschef“ in der Geschichte Israels.
Viele Israelis sind unzufrieden mit der rechten Regierung und werfen ihr vor, den Gaza-Krieg in die Länge zu ziehen und damit das Leben der von der radikalislamischen Hamas verschleppten Geiseln aufs Spiel zu setzen. Demonstranten skandierten: „Lebendig, lebendig - und nicht in Leichensäcken“. Das Wall Street Journal hatte jüngst berichtet, dass die Zahl der noch lebenden Entführten bei nur etwa 50 liegen könnte. Offiziell sind noch rund 120 Menschen in der Gewalt der Hamas und anderer Terroristen im Gazastreifen.
Beugt sich Netanjahu den extremistischen Koalitionspartnern?
Die Demonstranten werfen Benjamin Netanjahu vor, sich den Forderungen seiner extremistischen Koalitionspartner zu beugen und einen Deal zur Freilassung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln zu hintertreiben. Auch in Jerusalem, Haifa, Beerscheba und anderen Orten fanden erneut Massenproteste gegen die Führung von Netanjahu statt.
🚨BREAKING: Massive protests right now in Tel Aviv, israel. Israeli protesters are calling for Netanyahu's immediate ousting, a ceasefire-hostage deal, and new elections. pic.twitter.com/LBrfPD6AqJ
— Suppressed News. (@SuppressedNws) June 22, 2024
Bei einer Kundgebung in Tel Aviv erinnerten viele Menschen auch an den Geburtstag einer entführten Soldatin, die am Samstag in Geiselhaft 20 Jahre alt geworden ist. Viele Demonstranten zeigten Plakate mit dem Gesicht der Israelin. Ihre Eltern forderten in einer Rede ihre Freilassung. Aufnahmen der Organisatoren zeigten die Mutter, wie sie während des Protests in Tel Aviv weinte.
Kritik: Junge israelische Frauen dienen in der Armee
Am Tag ihrer Entführung von einem Militärstützpunkt hatte die Hamas Aufnahmen verbreitet, auf denen die junge Frau mit gefesselten Händen und blutverschmierter Hose zu sehen ist. Vor rund einem Monat wurde zudem ein Video veröffentlicht, dass sie und vier weitere Soldatinnen während der Entführung verängstigt, verletzt und teilweise blutüberströmt zeigt. Die jungen Frauen waren im Grenzgebiet zum Gazastreifen als Späherinnen der Armee im Einsatz.
Der Krieg im Gazastreifen war durch den beispiellosen Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden, bei dem islamistische Kämpfer nach israelischen Angaben 1194 Menschen töteten und 251 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppten. Als Reaktion geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, wurden dabei bislang mehr als 37.550 Menschen getötet.
Die USA, Katar und Ägypten vermitteln indirekt zwischen Israel und der Hamas, um eine Feuerpause und einen Austausch der Geiseln gegen palästinensische Häftlinge zu erreichen - bislang ohne Erfolg.
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