Das Innere von Saturns größtem Mond Titan könnte laut neuen Forschungserkenntnissen aus matschigem Eis bestehen – anders als zuvor gedacht. Das legt eine Studie nahe, die am Mittwoch in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde.
Bisher ging man davon aus, dass Titan unter seiner kohlenwasserstoffreichen Oberfläche einen riesigen Ozean aus Wasser besitzt. Neue Analysen von Daten der Nasa-Mission Cassini zeichnen jedoch ein komplexeres Bild: Titan besteht demnach eher aus Eis mit Schichten aus Schlamm-Eis (Slush) und kleinen Taschen warmen Wassers nahe dem felsigen Kern.
Daten deuteten auf flüssiges Inneres hin
Um entfernte Monde und Planeten zu untersuchen, analysieren Wissenschaftler die Funkverbindung zwischen Raumsonden und der Erde. Dabei verraten Änderungen in der Funkfrequenz – verursacht durch die Bewegungen der Sonde im Gravitationsfeld des Mondes – Details über Masse, Form und innere Strukturen des Himmelskörpers.
Der Mond Titan wird durch die Gezeitenkräfte des Saturns beeinflusst. Die Analyse der Daten von zehn nahen Vorbeiflügen der Cassini-Sonde deutete zunächst darauf hin, dass er sich so stark verformte, dass man zunächst auf ein flüssiges Inneres schloss.
Die neue Studie liefert jedoch eine alternative Erklärung: Ein Inneres aus Schichten von Eis und Wasser könnte ebenfalls die beobachtete Flexibilität erzeugen. Durch eine neuartige Verarbeitung der Dopplerdaten konnten die Forscher das Rauschen reduzieren und entdeckten Anzeichen für einen starken Energieverlust tief im Inneren von Titan. Dies deutet auf Schichten aus Schlamm-Eis hin, die von einer dicken Eisschale überlagert werden.
Mond Titan: Nasa plant neue Mission ab 2028
Dem neuen Modell zufolge gibt es im Inneren von Titan möglicherweise nur kleine Schmelzwassertaschen. „Auch wenn Titan keinen globalen Ozean besitzt, schließt das nicht aus, dass dort einfache Lebensformen existieren könnten, vorausgesetzt, Leben kann sich überhaupt auf Titan entwickeln. Im Gegenteil, ich finde, das macht Titan umso interessanter“, sagte Studienleiter Flavio Petricca laut einer Nasa-Mitteilung.
Weiterhin zeige die Analyse der Forscher, dass es Wassertaschen geben könnte, die möglicherweise bis zu 20 Grad Celsius warm sind und „Nährstoffe vom felsigen Kern des Mondes durch schlammige Schichten aus Hochdruckeis bis zu einer festen Eisschale an der Oberfläche transportieren“, so Petricca.
Genauere Informationen könnte die kommende Nasa-Mission Dragonfly liefern. Ab frühestens 2028 soll ein neuartiger Rotorflieger Titan erkunden und mit einem Seismometer das Innenleben des Mondes untersuchen – womöglich die erste Bodenwahrheit über seine verborgenen Wasserpools.


