Treffen in Sotschi

„Landesverrat“ und „Kreml-Partei“: Unionspolitiker kritisieren Russlandreisen der AfD

Mehrere AfD-Politiker planen, für eine Brics-Konferenz nach Russland zu reisen. Aus CDU und CSU gibt es deutliche Kritik an dem Vorhaben.

Jörg Urban, Fraktions- und Landesvorsitzender der AfD Sachsen, plant mit anderen AfD-Politikern nach Russland zu reisen.
Jörg Urban, Fraktions- und Landesvorsitzender der AfD Sachsen, plant mit anderen AfD-Politikern nach Russland zu reisen.Kay Nietfeld/dpa

Eine geplante Reise von AfD-Politikern nach Russland hat bei CDU und CSU deutliche Kritik ausgelöst. CSU-Generalsekretär Martin Huber wirft der Partei Landesverrat vor. „ AfD-Abgeordnete fahren nach Russland , um mit dem Kreml über die Durchsetzung russischer Interessen zu sprechen. Das ist Landesverrat“, sagte er dem Handelsblatt. Die AfD sei längst das „Sprachrohr Moskaus“, sagte Huber weiter. „Wer sich von Putins Schergen seine Politik diktieren lässt, ist kein Patriot, sondern eine Marionette und Risiko für unser Land.“

CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter bezeichnete Russland als einen „Terrorstaat“. Die AfD-Politiker machten sich mit ihrer Reise bewusst zum Instrument im hybriden Krieg gegen Deutschland und Europa. Russland unterstütze gezielt den „Aufbau von Kreml-Parteien wie der AfD“, um die deutsche Demokratie zu schwächen, sagte er dem Handelsblatt.

Kiesewetter fordert Überprüfungsverfahren für AfD

Konkret geht es um eine geplante Reise der Bundestagsabgeordneten Steffen Kotré und Rainer Rothfuß, Sachsens AfD -Landeschefs Jörg Urban und des Europaabgeordneten Hans Neuhoff zur Konferenz der sogenannten Brics-Staaten im russischen Schwarzmeerort Sotschi. Die Bundestagsfraktion der AfD hatte die Reise genehmigt und übernimmt nach Angaben eines Sprechers auch die Kosten. Demnach sei es Ziel, Gesprächskanäle nach Russland offenzuhalten – analog zu den bestehenden Kontakten zu US-Republikanern und dem Umfeld von US-Präsident Donald Trump.

Einem Bericht des ARD-Hauptstadtbüro zufolge sind dafür Budgets von 4050 und 2000 Euro veranschlagt, die die Fraktion tragen soll. AfD-Fraktionschef Alice Weidel soll sich zunächst verärgert über die Reisepläne der Abgeordneten geäußert haben. Wie das ARD-Hauptstadtstudio unter Berufung auf Teilnehmer einer Sitzung des Fraktionsvorstands berichtet, soll sie gesagt haben: „Noch mal? Das ist nicht euer Ernst.“ Sie soll zwar kein Veto eingelegt haben, forderte aber mehr Zurückhaltung bei Auslandsreisen und Beiträgen in den sozialen Medien.

Dass die Parteispitze und die Fraktionsführung der AfD die Reise offenbar mittragen, hält Außenpolitiker Kiesewetter für besonders problematisch. Er forderte ein Überprüfungsverfahren als Vorstufe zu einem möglichen Parteiverbotsverfahren. „Genügend Anhaltspunkte dafür sehe ich jedoch ganz klar“, sagte Kiesewetter. Über ein konkretes Verbot könne nur das Bundesverfassungsgericht entscheiden.