Das Parlament in Kroatien hat am Freitag für eine Wiedereinführung der Wehrpflicht gestimmt. Um diesen Schritt zu ermöglichen, mussten zwei Gesetze geändert werden: 84 von 151 Abgeordnete stimmten einer Änderung des Gesetzes zur Verteidigung zu, 110 Abgeordnete billigten eine Änderung des Wehrdienst-Gesetzes.
Ab Anfang 2026 sollen demnach jährlich rund 18.000 Menschen im Alter von 18 Jahren zu einer zweimonatigen Ausbildung einberufen werden. Frauen sind davon ausgenommen. Wer den Dienst verweigert, kann stattdessen einen drei- bis viermonatigen Zivildienst leisten – etwa in Teams, die bei Naturkatastrophen zum Einsatz kommen.
Die Wehrdienstleistenden sollen 1100 Euro im Monat erhalten, die Bezahlung für den Zivildienst wurde noch nicht festgelegt. Junge Menschen, die Wehrdienst geleistet haben, sollen bei der Bewerbung um Stellen im öffentlichen Dienst bevorzugt behandelt werden.
Nach Angaben der kroatischen Zeitung Srednja sind Geldstrafen zwischen 250 und 1320 Euro vorgesehen für diejenigen, die dem Aufruf ohne gerechtfertigten Grund nicht nachkommen.
Verteidigungsminister sieht „Zunahme verschiedener Arten von Bedrohungen“
Kroatien hatte die Wehrpflicht 2008 abgeschafft und stattdessen auf eine Berufsarmee gesetzt. 2009 trat das Land mit 3,8 Millionen Einwohnern der Nato bei, seit 2013 ist es in der EU.
Die Führung in Zagreb ist der Ansicht, dass die geopolitische Lage die Wiedereinführung einer militärischen Grundausbildung als Wehrpflicht erfordert, um die Verteidigungsfähigkeit des Landes zu stärken. „Wir erleben eine Zunahme verschiedener Arten von Bedrohungen, die von der Gemeinschaft als Ganzes Reaktionsfähigkeit und Effizienz erfordern“, erklärte Verteidigungsminister Ivan Anusic von der regierenden konservativen Partei HDZ diese Woche vor den Abgeordneten. Angesichts der Bedrohung sei die „Verteidigung des Landes von entscheidender Bedeutung“, fügte er hinzu.
Auch in Deutschland wird aktuell über die Wiedereinführung eines Wehrdienstes diskutiert – die Debatte spaltet die Koalition aus Union und SPD. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) setzt in seinem Gesetzentwurf zum Wehrdienst zunächst auf Freiwilligkeit, um Rekruten für die Bundeswehr zu gewinnen. Der Union reicht dies aber nicht aus. Sie will einen Automatismus in Richtung einer Wehrpflicht, wenn sich nicht genügend Freiwillige melden.


