„Keine neue Behörde“

Lindner erteilt Plan für Kindergrundsicherung in dieser Wahlperiode Absage

Um das Projekt der Kindergrundsicherung gibt es seit langem Ärger. Der Finanzminister sagt nun klar, dass es in dieser Wahlperiode nicht mehr dazu kommen wird.

Christian Lindner erteilt den Plänen für eine Kindergrundsicherung in dieser Wahlperiode eine Absage.
Christian Lindner erteilt den Plänen für eine Kindergrundsicherung in dieser Wahlperiode eine Absage.dts/imago

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat den Plänen von Familienministerin Lisa Paus (Grüne) für eine Kindergrundsicherung eine Absage erteilt. Die Regierung werde in dieser Wahlperiode den Kindersofortzuschlag fortführen und den Kinderzuschlag anheben, sagte Lindner den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Eine „neue Behörde mit vielleicht 5000 Mitarbeitern“ werde es hingegen mit seiner Partei nicht geben.

Derzeit werde im Bundestag noch über das sogenannte Kinderchancenportal verhandelt, wobei es sich dabei lediglich um ein Informationsangebot handele, betonte der FDP-Chef. „Ob in dieser Wahlperiode bei der Zusammenarbeit der Behörden noch mehr möglich ist, wird sich zeigen.“

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Kindergrundsicherung: Anhaltender Widerstand aus der FDP

Mit der Kindergrundsicherung sollen Leistungen wie das Kindergeld, Leistungen aus dem Bürgergeld für Kinder oder der Kinderzuschlag gebündelt werden. Angestrebtes Startdatum war eigentlich das kommende Jahr. Doch von der FDP kommt anhaltender Widerstand. Sie wirft Familienministerin Paus vor, mit dem Projekt gegen Kinderarmut eine überbordende Bürokratie zu schaffen und Arbeitsanreize zu verringern. Für Ärger in der Koalition sorgt die genaue Umsetzung, auch etwa beim Stellenbedarf in der Verwaltung.

Bei der Bekanntgabe der Einigung auf den Haushalt 2025 hatten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Lindner zu der Sozialreform keine Angaben gemacht. Stattdessen kündigte der FDP-Chef an, zum 1. Januar 2025 das Kindergeld und den Kindersofortzuschlag für bedürftige Familien um jeweils fünf Euro erhöhen zu wollen. Auch soll der Kinderfreibetrag angehoben werden – und damit die Steuerlast für Familien sinken.

Kindergrundsicherung: Paus sieht ihre Pläne noch nicht als gescheitert

Paus sieht ihre Pläne trotz der Ablehnung Lindners noch nicht als gescheitert. Allerdings unterstützt sie mittlerweile ein im Bundestag diskutiertes Zwei-Stufen-Modell, bei dem strukturelle Veränderungen bei den für die Familienleistungen zuständigen Behörden vorerst hintangestellt werden.

Im Haushaltskompromiss der Regierungsspitzen sind für das kommende Jahr leichte Erhöhungen des Kindergelds und des Kinderzuschlags für einkommensschwache Familien vereinbart; der darin enthaltende Sofortzuschlag von monatlich 20 Euro zur Verbesserung der Chancen von armen Kindern soll fortgeführt werden.

Familienministerin Lisa Paus sieht ihre Pläne zur Kindergrundsicherung noch nicht gescheitert.
Familienministerin Lisa Paus sieht ihre Pläne zur Kindergrundsicherung noch nicht gescheitert.Kay Nietfeld/dpa

Das Gesetz zur Kindergrundsicherung sei nach wie vor im parlamentarischen Verfahren, betonte Paus am Donnerstagabend in den ARD-Inforadios. „Wir haben ja noch die Sommerpause, um darüber nachzudenken. Und danach können wir es dann auch schaffen.“

Da es bisher keine gesetzliche Grundlage gibt, hat die zuständige Bundesagentur für Arbeit (BA) auch noch nicht mit der Umsetzung der Pläne für die Kindergrundsicherung begonnen. Die Behörde habe zwar vorsorglich Stellen in ihren Personalhaushalt eingebracht, erklärte die BA gegenüber dem Handelsblatt. Diese seien aber „bis zur Verkündung des Gesetzes gesperrt.“

Linke-Chefin Wissler: „Schlag ins Gesicht für Millionen Familien“

Die Linken-Vorsitzende Janine Wissler nannte Lindners anhaltenden Widerstand gegen die Kindergrundsicherung „beschämend“. Die Kindergrundsicherung sei „dringend notwendig, um die Lebenssituation von Millionen Kindern und Jugendlichen in Deutschland zu verbessern“, sagte Wissler den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Lindners Absage sei „ein Schlag ins Gesicht für Millionen Familien“ in Deutschland.

„Um wirklich etwas gegen Kinderarmut zu tun, braucht es eine gebündelte und ausreichend hohe Leistung für Kinder, die tatsächlich bei allen Kindern ankommt“, erklärte die Vorsitzende des Sozialverbands VdK, Verena Bentele. „Die Regierung muss jetzt den Mut haben, den Systemwandel einzuläuten. Alles andere ist fadenscheinig.“