USA

Eigentor? Biden bezeichnet Trump-Anhänger offenbar als „Müll“ – die Empörung ist groß

Eine Äußerung von US-Präsident Joe Biden könnte Donald Trump im Schlussspurt des Wahlkampfs in die Karten spielen. Was genau hat er gesagt und wie sind die Reaktionen?

US-Präsident Joe Biden hat mit einer Äußerung womöglich Donald Trump in die Karten gespielt. 
US-Präsident Joe Biden hat mit einer Äußerung womöglich Donald Trump in die Karten gespielt. Mandel Ngan/AFP

US-Präsident Joe Biden hat im Schlussspurt des Rennens ums Weiße Haus mit einer Äußerung für mächtig Aufregung gesorgt. Bei einem Telefonat mit der Latino-Community entstand der Eindruck, dass Biden die Anhänger von Donald Trump als „Müll“ bezeichnete. Anschließend ruderte Biden zurück. Das Weiße Haus erklärte, der Präsident sei lediglich falsch verstanden worden.

US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris distanzierte sich von den Äußerungen. „Um es klar zu sagen: Ich lehne jede Kritik an Menschen ab, die darauf beruht, wen sie wählen“, sagte Harris.

Bidens „Müll“-Aussage war eine Anspielung auf einen misslungenen Witz des Komikers und Podcast-Moderators Tony Hinchcliffe. Dieser hatte bei Trumps großer Show im Madison Square Garden in New York das von Lateinamerikanern bewohnte Puerto Rico eine „schwimmende Müllinsel“ genannt. Dem Komiker wurde daraufhin Rassismus vorgeworfen. Auch viele Prominente mit lateinamerikanischen Wurzeln in den USA zeigten sich entsetzt.

Ein Ausschnitt aus Bidens Telefonat verbreitete sich rasend schnell in den sozialen Medien. Laut CNN und anderen US-amerikanischen Medien sagte der US-Präsident: „Und erst neulich hat ein Redner auf seiner Kundgebung Puerto Rico als ‚schwimmende Insel des Mülls‘ bezeichnet. Nun, lassen Sie mich Ihnen etwas sagen ... Ich kenne die Puerto-Ricaner, die ich kenne, ..., wo ich bin - in meinem Heimatstaat Delaware - das sind gute, anständige, ehrenhafte Menschen. Der einzige Müll, den ich da draußen sehe, sind seine Unterstützer“, sagte Biden und hielt einen Moment inne, bevor er fortfuhr. „Seine Dämonisierung von Latinos ist skrupellos und unamerikanisch. Es steht im krassen Gegensatz zu allem, was wir getan haben, zu allem, was wir waren.“

Wie reagiert Donald Trump auf die Aussagen von Joe Biden?

Die Äußerungen Bidens erreichten Trump während eines Wahlkampfauftritts in Pennsylvania. Der Rebublikaner sprang sofort darauf an. „Diese Leute. Schrecklich, schrecklich - schrecklich, so eine Sache zu sagen“. Der Ex-Präsident verglich die Äußerung mit einem Kommentar der Demokratin Hillary Clinton, die 2016 gegen Trump angetreten war. Clinton hatte damals gesagt, die Hälfte der Unterstützer Trumps seien „deplorables“ (Bedauernswerte). „Müll ist meiner Meinung nach schlimmer, oder?“, so Trump weiter.

Auch der republikanische Vizepräsidentschaftskandidat JD Vance griff Bidens Äußerungen auf. „Das ist ekelhaft. Kamala Harris und ihr Chef Joe Biden greifen die Hälfte des Landes an. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Ich hoffe, die Amerikaner lehnen das ab“, schrieb der Senator aus Ohio auf X.

Das Weiße Haus erklärte, Biden habe über die Rhetorik der Wahlkampfveranstaltung im New Yorker Madison Square Garden gesprochen - und nicht über die Anhänger dort. „Der Präsident bezeichnete die hasserfüllte Rhetorik auf der Kundgebung im Madison Square Garden als ‚Müll‘“, sagte Weißes-Haus-Sprecher Andrew Bates.

Verbündeter von Kamala Harris würde niemals andere Amerikaner beleidigen

Der Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro - ein Verbündeter von Harris - sagte, er habe Bidens Kommentare nicht gehört, bis er von Kaitlan Collins von CNN in der Sendung „The Source“ um eine Antwort gebeten wurde. Daraufhin sagte er dem Sender: „Ich würde niemals die guten Menschen von Pennsylvania oder andere Amerikaner beleidigen, selbst wenn sie einen Kandidaten unterstützen würden, den ich nicht unterstütze.“

Auf den Versuch des Weißen Hauses, die Äußerungen zu erklären, antwortete Shapiro: „Ich denke, Präsident Biden wird entscheiden, was er sagen will. Es sind sicherlich nicht die Worte, die ich wählen würde, und ich denke, es ist wichtig, dass wir uns auf den Kontrast zwischen Kamala Harris und Donald Trump konzentrieren und nicht die Unterstützer der beiden Kandidaten angreifen.“

Einem anderen CNN-Bericht zufolge wurde Bidens Rolle in den letzten Wochen der Wahl weiter aus dem Rampenlicht gerückt, da die jüngsten Ausrutscher im Wahlkampf bei einigen Harris-Anhängern eine Reihe von Reaktionen wie Augenrollen bis hin zu offener Wut hervorgerufen haben sollen.