Ukraine-Krieg

Gefeuerter russischer General meldet sich zu Wort: „Ich hatte kein Recht zu lügen“

Nach scharfer Kritik an Moskaus Kriegsführung in der Ukraine ist General Iwan Popow entlassen worden. In einem Video gibt er seine Version des Geschehens wieder.

Auf diesem vom Pressedienst des russischen Verteidigungsministeriums veröffentlichten Foto ist Generalmajor Iwan Popow an einem ungenannten Ort zu sehen.
Auf diesem vom Pressedienst des russischen Verteidigungsministeriums veröffentlichten Foto ist Generalmajor Iwan Popow an einem ungenannten Ort zu sehen.Russian Defense Ministry Press Service

Ein ranghoher russischer General, der die Streitkräfte in der besetzten Südukraine befehligte, wurde nach eigenen Angaben plötzlich von seinem Posten entlassen, nachdem er die Führung des Moskauer Verteidigungsministeriums beschuldigt hatte, seine Truppen durch unzureichende Unterstützung verraten zu haben.

„Ich habe die Aufmerksamkeit auf die größte Tragödie des modernen Kriegs gelenkt – auf das Fehlen der Artillerieaufklärung und -bekämpfung und die vielfachen Toten und Verletzten durch die feindliche Artillerie“, teilte der Generalmajor in der Nacht zum Donnerstag in einer auf Telegram veröffentlichten Sprachnachricht mit.

General Iwan Popow war Kommandeur der berühmten russischen 58. Armee, die in der Region Saporischschja in schwere Kämpfe verwickelt war. Er ist einer der ranghöchsten Offiziere, die am russischen Krieg in der Ukraine teilgenommen haben.

„Unser oberster Befehlshaber hat uns von hinten angegriffen“

„Ich habe auch eine Reihe anderer Probleme angesprochen und dies alles auf höchster Ebene offen und extrem hart ausgedrückt“, sagte Popow in der Audionachricht. „Ich hatte kein Recht zu lügen, deshalb habe ich alle problematischen Fragen, die es heute in der Armee in Bezug auf die Kampfarbeit und die Unterstützung gibt, dargelegt.“ Verteidigungsminister Sergej Schoigu „hat den Befehl unterschrieben und mich losgeworden“, sagte der General ebenfalls in der Aufnahme und beschuldigte den Spitzenbeamten des Kremls des Verrats.

Außerdem beschuldigte er seinen „obersten Befehlshaber“, womit er vermutlich Schoigu selbst meinte, „uns von hinten anzugreifen und die Armee im schwierigsten und angespanntesten Moment heimtückisch und schändlich zu enthaupten“.

Vom Verteidigungsministerium in Moskau gab es zunächst keinen Kommentar. Unklar ist weiterhin auch der Verbleib von Vize-Generalstabschef Sergej Surowikin, der im Urlaub sein soll. „Er erholt sich, ist nicht erreichbar“, meinte der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Parlament, Andrej Kartapolow. (mit dpa)