Politik

Israels Botschafter hält linken Antisemitismus für den gefährlichsten

Der israelische Botschafter in Deutschland unterscheidet zwischen linkem, rechtem und islamistischem Antisemitismus. Doch warum hält er den linken für den gefährlichsten?

Ron Prosor, Botschafter des Staates Israel in Deutschland, hält den linken Antisemitismus für den gefährlichsten.
Ron Prosor, Botschafter des Staates Israel in Deutschland, hält den linken Antisemitismus für den gefährlichsten.Annette Riedl/dpa

Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, warnt vor linkem Antisemitismus in Deutschland. Er halte diesen für den gefährlichsten – gefährlicher als der islamistische Antisemitismus und der von rechts. „Weil er seine Absichten verschleiert“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

In Deutschland wisse man „im politischen und juristischen Bereich sehr gut, wie man den Antisemitismus von rechts bekämpft“. Auch der islamistische Antisemitismus sei sehr gefährlich, „weil er die demokratische Ordnung wie ein trojanisches Pferd unterwandert. Damit lernt man jedoch umzugehen.“

Aber der linke Antisemitismus bewege sich „immer an der Grenze zwischen Meinungsfreiheit und Aufhetzungsfreiheit – und hat diese Grenze inzwischen deutlich überschritten. Deshalb ist der linke Antisemitismus für mich der gefährlichste“, so Prosor.

„Besser nicht mit einem Davidstern die Neuköllner Sonnenallee entlanggehen“

Das zeige sich beispielsweise an den Hochschulen und Theatern. „Man gibt sich gebildet, moralisch und politisch korrekt“, sagte der israelische Botschafter. „Aber die rote Linie dessen, was von der Meinungsfreiheit gedeckt ist, ist längst überschritten.“ Tag für Tag werde Israel dämonisiert und delegitimiert, „die Folgen sind für alle Juden spürbar“. Noch sei es ein Skandal, dass ein israelischer Dirigent von einem Festival in Belgien ausgeladen werde, „doch die Räume des Sagbaren verschieben sich“, wie auch die Frankfurter Rundschau berichtet.

Prosor ist davon überzeugt, dass Juden mittlerweile in Deutschland Angst hätten. Viele kauften jetzt Wohnungen in Israel, wie es zuvor schon französische Juden gemacht hätten. Er werde angerufen und gefragt, ob es sicher sei, nach Berlin zu kommen. Er antworte dann: „Ja, es ist sicher – geht aber besser nicht mit einem Davidstern die Neuköllner Sonnenallee entlang.“