Europäische Union

Wegen Inzest-Gefahr: Mehrere EU-Länder wollen Obergrenze für Samenspenden

Einzelne Samenspender können über Ländergrenzen hinweg zahlreiche Kinder zeugen. Nun sollen die EU-Minister über eine mögliche Obergrenze beraten.

Zahlreiche Familien greifen für die Erfüllung eines Kinderwunschs auf Samen- oder Eizellspenden zurück.
Zahlreiche Familien greifen für die Erfüllung eines Kinderwunschs auf Samen- oder Eizellspenden zurück.Elisa Schu/dpa

Schweden und sieben weitere Länder, darunter Belgien, wollen eine Debatte über eine europaweite Begrenzung der Anzahl von Kindern anregen, die durch einen einzelnen Samenspender in mehreren Ländern gezeugt werden dürfen. „Diese Frage ist zu lange ungelöst geblieben“, sagte ein belgischer Beamter laut Politico. Über das Thema soll am Freitag im Rat der Europäischen Union beraten werden.

In vielen EU-Ländern gibt es eine Begrenzung für die Anzahl von Kindern, die ein Spender zeugen darf. In Schweden darf er etwa maximal sechs Familien unterstützen, in Frankreich gibt es eine Obergrenze von zehn Kindern pro Spender. Dadurch soll vermieden werden, dass Halbgeschwister gemeinsam Familien gründen oder Erbkrankheiten weit verbreitet werden. Für Samenspenden über Ländergrenzen hinweg gelten diese Regelungen jedoch häufig nicht.

Für Aufsehen sorgte vor einigen Wochen etwa der Fall eines Spenders, der eine seltene, krebserregende Mutation in sich trägt und mindestens 67 Kinder in acht europäischen Ländern gezeugt haben soll, von denen laut einem Guardian-Bericht zehn eine Krebsdiagnose erhielten.

Forderungen: Zentrales Spenderegister und Familienobergrenze

Die Ethikräte Dänemarks, Norwegens, Schwedens und Finnlands veröffentlichten bereits im März einen gemeinsamen Bericht, in dem sie eine internationale Begrenzung der Zahl der Kinder pro Spender forderten. Die steigende Nachfrage nach Samen- und Eizellenspenden über die europäischen Grenzen hinweg werfe verschiedene ethische und rechtliche Bedenken auf, hieß es. Es könne auch psychologische Folgen für Personen haben, von der Existenz zahlreicher Halbgeschwister zu erfahren.

Einige Kryobanken, die Samen- oder Eizellspenden international bereitstellen, legen ein freiwilliges Limit fest. So begrenzt etwa die European Sperm Bank (ESB) die Anzahl werdender Eltern pro Spender weltweit auf 75. Im Falle von strengen Obergrenzen könnte laut dem Politico-Bericht jedoch die Verfügbarkeit von Samenspenden sinken und die Kosten dementsprechend steigen.

Die ESB hofft dem Bericht zufolge, dass die Diskussion der EU-Minister zu einer Vereinheitlichung der Obergrenze für die Anzahl der Familien pro Spender und zur Einrichtung eines zentralen Spenderregisters führt. Eine neue EU-Verordnung über Substanzen menschlichen Ursprungs, die ab 2027 gelten soll, sei zwar ein Schritt zur Harmonisierung unterschiedlicher Vorschriften, sehe jedoch keine EU-weite Familienobergrenze und auch kein zentrales Spenderegister vor.