9 Milliarden Euro in einem Quartal

Hohe Ölpreise: Energiekonzern BP verdreifacht Gewinn

Die hohen Spritpreise belasten viele Verbraucher. Während die Politik ständig neue Entlastungspakte schnüren muss, profitieren viele Konzerne von der Krise.

Der britische Mineralöl- und Energiekonzern BP kann seinen Gewinn verdreifachen.
Der britische Mineralöl- und Energiekonzern BP kann seinen Gewinn verdreifachen.AP/dpa/Caroline Spiezio

Der britische Mineralölkonzern BP hat seinen Gewinn im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdreifacht: Wegen der stark gestiegenen Preise für Öl infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine stieg der Gewinn des Konzerns auf 9,3 Milliarden Dollar (9,03 Milliarden Euro), wie BP am Dienstag mitteilte. Der Konzern erwartet „anhaltend“ hohe Preise auch im laufenden dritten Quartal von Juli bis Oktober wegen der anhaltenden „Störung“ der Lieferungen aus Russland und gesunkener Lagerbestände.

Im ersten Quartal von Januar bis März hatte BP wegen des Rückzugs aus Russland noch einen hohen Verlust von 20,4 Milliarden Dollar ausgewiesen. BP verkaufte wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine seinen Anteil am russischen Rosneft-Konzern. In Deutschland betreibt BP Tankstellen der Marke Aral und stellt Schmierstoffe etwa der Marke Castrol her.

BP will seine Anleger an dem tollen Ergebnis teilhaben lassen, hieß es. Das neue Aktienrückkaufprogramm habe laut Konzernangaben ein Volumen von 3,5 Milliarden US-Dollar. Zudem soll eine Zwischendividende von mehr als 6 US-Cent je Aktie ausgeschüttet werden, nachdem im Auftaktquartal 5,46 US-Cent gezahlt wurden. Da hatten die Ölpreise zwar auch schon für hohe Gewinne gesorgt, allerdings gab es Belastungen durch eine abgeschriebene Beteiligung am russischen Rosneft-Konzern.

Das starke Ergebnis von BP reihte sich ein in das Zahlenwerk der Konkurrenz wie ExxonMobil, Totalenergies und Chevron ein. Sie alle verdienten prächtig an den hohen Gas- und Ölpreisen, die nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine kräftig anzogen.

Deutlicher Preisanstieg für die Verbraucher

Die deutlichen Gewinne der Energiekonzerne stoßen bei Verbrauchern und Opposition in Großbritannien auf heftige Kritik. Denn die Preise für Strom und Gas werden weiter deutlich steigen. Das Beratungsunternehmen Cornwall Insight rechnet damit, dass ein durchschnittlicher Haushalt von Oktober an 3358 Pfund (4009 Euro) pro Jahr und von Januar an 3615 Pfund im Grundtarif zahlen muss.

Das ist deutlich mehr als die im Frühjahr prognostizierten 2800 Pfund. Damals hatte die Regierung einen Zuschuss von insgesamt 400 Pfund für die Zeit von Oktober bis März angekündigt. Experten kritisieren die Hilfe als völlig unzureichend. Die Konzerne weisen die Vorwürfe zurück und machen geltend, dass sie wegen einer Sondersteuer auf Gewinne im Energiegeschäft Millionen zahlen müssten.

Die stark gestiegenen Preise für Öl und Gas bedeuten für die Energiekonzerne weltweit Gewinnsprünge. Shell verfünffachte den Gewinn im zweiten Quartal auf 18 Milliarden Dollar, die französischen Konzerne TotalEnergies und Engie verdoppelten jeweils ihren Profit. Ähnlich sah es bei Repsol in Spanien und ENI in Italien aus. In Deutschland korrigierte RWE seine Gewinnprognose stark nach oben.

In mehreren Ländern führen Regierungen eine Übergewinnsteuer ein. In Deutschland wird darüber allerdings kontrovers diskutiert.