Petersburger Dialog

Geheimtreffen mit Putin-Vertrauten in Baku? SPD-Politiker Stegner verteidigt sich

Politiker von SPD und CDU sprachen laut Medienberichten Mitte April bei einem inoffiziellen Treffen mit Vertretern Russlands. Auch Kanzler Scholz soll davon gewusst haben.

Ralf Stegner (SPD) soll sich in Baku mit Vertrauten des russischen Präsidenten Wladimir Putin getroffen haben.
Ralf Stegner (SPD) soll sich in Baku mit Vertrauten des russischen Präsidenten Wladimir Putin getroffen haben.Michael Kappeler/dpa

Der SPD-Bundestagsabgeordnete und Außenpolitiker Ralf Stegner hat ein Treffen mit führenden politischen Vertretern Russlands in Aserbaidschan verteidigt. Auch in schwierigen Zeiten sollten Gesprächskontakte „nach Russland aufrechterhalten werden“, teilte Stegner in einer Erklärung laut Süddeutscher Zeitung (SZ) am Freitag mit. Das Treffen in Aserbaidschan im April, an dem auch der frühere russische Ministerpräsident Viktor Subkow teilgenommen haben soll, stieß bei Grünen, FDP und auch in der SPD auf Kritik.

Über die Zusammenkunft am 14. April hatten zunächst das ARD-Politikmagazin „Kontraste“ und die Wochenzeitung Zeit berichtet. Thema war demnach offenbar die Zukunft des Petersburger Dialogs, eines Gesprächsforums, das der frühere Kanzler Gerhard Schröder (SPD) im Jahr 2001 gemeinsam mit Russlands Präsident Wladimir Putin ins Leben gerufen hatte. Das Gesprächsforum war nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine aufgelöst worden.

Diese Politiker sollen an Treffen in Baku teilgenommen haben

Neben Stegner nahmen an dem Treffen in Baku den Angaben zufolge unter anderem der ehemalige Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU) und der frühere brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) teil. Die nun veröffentlichte Erklärung wurde laut Süddeutscher Zeitung von allen Beteiligten mitgetragen.

„Diese Gespräche können einen Beitrag dazu leisten, wechselseitig nützliche Kenntnisse und Einschätzungen über Verhältnisse, Haltungen und Entwicklungen zu befördern, die über das hinausgehen, was Presseberichterstattung oder Nachrichtendienste leisten“, heißt es laut SZ in der Erklärung. Solche Gesprächskontakte seien naturgemäß vertraulich, „aber keine Geheimverhandlungen, für die keiner von uns ein Mandat hätte und in die Regierungsstellen in keiner Weise involviert sind“. Politisch Verantwortliche hätten aber Kenntnis von diesen Gesprächskontakten gehabt, hieß es weiter.

Nach SZ-Angaben war auch der damalige Kanzler Olaf Scholz (SPD) über die Gesprächsbemühungen informiert.

Strack-Zimmermann über Treffen: „Völlig inakzeptabel“

Die FDP-Europapolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann forderte Konsequenzen. Stegner dürfe von der SPD nicht erneut für eine Mitgliedschaft im Parlamentarischen Kontrollgremium, das für die Geheimdienstkontrolle zuständig ist, nominiert werden, schrieb sie auf X. Dass er an einem Treffen mit „kremlnahen Persönlichkeiten eines offiziell eingestellten Schröder-Putin-Gremiums in Baku teilgenommen hat, ist völlig inakzeptabel“.

„Die Schröder-Putin-Connection des Petersburger Dialogs mit Geheimtreffen wiederzubeleben, ist keine Privatsache, sondern schadet dem deutschen Interesse an Sicherheit in Europa“, erklärte der Grünen-Bundestagsabgeordnete Robin Wagener. Stegner, Pofalla und die anderen Teilnehmer hintertrieben „die bisherige klare gemeinsame europäische Politik“. Kanzler Friedrich Merz (CDU) und SPD-Chef Lars Klingbeil müssten „dringend aufpassen, dass die alte Moskau-Connection nicht Oberhand gewinnt“.

„Ein falsches Treffen zur falschen Zeit am falschen Ort“, schrieb auch der frühere Vorsitzende des Außenausschusses im Bundestag, Michael Roth (SPD), im Onlinedienst Bluesky. „Es widerspricht der Politik Deutschlands und Europas sowie sozialdemokratischen Überzeugungen. So schafft man keinen Frieden, sondern wertet die russischen Kriegstreiber auf.“