Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg hat deutliche Kritik an den Plänen des Senats für ein weiteres Hochhaus in dem Bezirk geäußert. Nach Ansicht des Bezirks ist zudem das Integrierte Entwicklungskonzept „Rudolfband“ durch die Senatspläne gefährdet. Der Bau des Turms im westlichen Bereich des „Rudolfbands“ drohe bodenrechtliche Spannungen auszulösen, teilte der Bezirk anlässlich der Veröffentlichung des Entwicklungskonzepts mit.
„Das Integrierte Entwicklungskonzept ‚Rudolfband‘ ist ein wichtiger Schritt zur Sicherung bestehender Gewerbestrukturen und der Schaffung neuer Flächen für von Verdrängung bedrohter Nutzungen“, sagte Florian Schmidt (Grüne), Bezirksstadtrat für Bauen, Planen und Kooperative Stadtentwicklung. „Doch die aktuelle Planung eines hochpreisigen Wohnhochhauses gefährdet dieses Ziel erheblich, denn eine Verdrängung von Gewerbe durch heranrückende Wohnnutzung kann nicht ausgeschlossen werden.“
Friedrichshain-Kreuzberg: Augenmerk auf östlichen Teil des „Rudolfband“
Das Konzept für das „Rudolfband“ zielt dem Bezirk zufolge darauf ab, die Flächen entlang der S-Bahntrassen südlich und westlich des Rudolfplatzes als lebendiges Quartier mit Gewerbe, sozialen Nutzungen, Kultur und Clubs zu sichern und weiterzuentwickeln. Dabei berücksichtigt werden sollen auch Klimaanpassungen, Denkmalpflege und die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. „Besonderes Augenmerk liegt auch auf dem östlichen Teil, der durch die geplante Verlängerung der A100 stark gefährdet ist“, teilte das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg mit.
Das Konzept wurde von bläser jansen partner GbR und Form Follows You GmbH entwickelt. Es sieht dem Bezirk zufolge „aktivierende Maßnahmen für rund 58.000 m² Bruttogeschossfläche“ vor und ist mit einem Planungshorizont von 20 Jahren angelegt.
Der Senat hatte vergangenen Woche angekündigt, die Kontrolle über ein Bebauungsplanverfahren für ein Gebiet an der Rudolfstraße zu übernehmen. Der Bezirk teilte mit, diese Entscheidung deutlich abzulehnen. „Die Idee eines weiteren hohen Turmes an der Warschauer Brücke in Verbindung mit weiteren Hochpunkten in unmittelbarer Umgebung steht der städtebaulichen Prägung der umliegenden Kieze entgegen“, teilte der Bezirk mit. Bezirksstadtrat Schmidt sagte, er sei „erschüttert über die Haltung des Senats, einen zweiten Amazon-Tower errichten zu wollen“.


