Bauen und Wohnen

Bezirk entmachtet: Senat übernimmt Kontrolle über Bauprojekt in Friedrichshain

Der Senat will an der Rudolfstraße in Friedrichshain-Kreuzberg ein zweites Hochhaus bauen lassen. Dafür wurde dem Bezirk nun die Kontrolle über die Baupläne entzogen.

Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg kritisiert die Pläne des Senats, ein zweites Hochhaus bauen zu lassen.
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg kritisiert die Pläne des Senats, ein zweites Hochhaus bauen zu lassen.Olaf Schülke/picture alliance/SZ Photo

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen hat dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg die Kontrolle über das Bebauungsplanverfahren für ein Areal an der Rudolfstraße entzogen. „Der Bezirk lehnt dieses Vorgehen und insbesondere die vorgestellte Planung deutlich ab“, hieß es in einer Mitteilung des Bezirksamts.

Grundlage der Entscheidung des Senats ist demnach ein Plan, der den Bau eines gemischt genutzten Gebäudekomplexes mit einem 140 Meter hohen Hochhaus vorsieht. Der obere Teil des Turms soll demnach voraussichtlich Luxuswohnungen beherbergen, während der Sockel Gewerbe, Studentenwohnungen und geförderten Wohnungsbau umfassen soll.

„Die Idee eines weiteren hohen Turmes an der Warschauer Brücke in Verbindung mit weiteren Hochpunkten in unmittelbarer Umgebung steht der städtebaulichen Prägung der umliegenden Kieze entgegen“, teilte der Bezirk mit. Die Pläne hätten eine „Vorbildwirkung für spekulative Begehrlichkeiten weiterer Hochhausentwickler“. Zudem teilte der Bezirk mit, dass dringlich benötigte Grünflächen und Spielplätze in einem der am dichtesten besiedelten Bezirke Europas gänzlich unberücksichtigt blieben.

Friedrichshain-Kreuzberg: „Ein zweiter Amazon-Tower“

„Ich bin erschüttert über die Haltung des Senats, einen zweiten Amazon-Tower errichten zu wollen“, sagte Florian Schmidt (Grünen), Bezirksstadtrat für Bauen, Planen, Kooperative Stadtentwicklung. Allein das Bekenntnis des Senats zu den Plänen setze eine „unnötige Bodenspekulation“ in Gang. Zudem kritisierte Schmidt, dass es keine Vor-Ort-Beteiligung gegeben habe. „Der Senat respektiert mit seinem Vorgehen weder sein eigenes Hochhausleitbild noch die Leitlinien zur Bürgerbeteiligung, die eine frühzeitige Beteiligung der Anwohner vorsehen“, sagte er weiter.

Ein kürzlich abgeschlossenes Konzept zur Entwicklung des „Rudolfbandes“ zwischen Warschauer Brücke und der geplanten Trasse der A100 könnte nach Ansicht des Bezirks durch die Pläne des Senats teilweise unterwandert werden. Der Bezirk habe sich zu einem Kompromiss bereit gezeigt, der bezahlbaren Wohnraum in den Vordergrund stellen sollte. „Statt auf diesen Kompromiss einzugehen, favorisiert der Senat mit der heutigen Entscheidung die luxuriöse und städtebaulich falsche Hochhausplanung des Grundstückseigentümers“, hieß es seitens des Bezirksamts weiter.

Quelle: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg

Bei der Erstellung des Artikels wurden KI-Technologien eingesetzt.