Laut Finnlands Präsident Alexander Stubb zeigt sich US-Präsident Donald Trump zunehmend frustriert über das Vorgehen von Wladimir Putin. Auf einer Sicherheitskonferenz in Estland sagte Stubb laut der britischen Zeitung The Guardian: „Wenn wir uns zusammenreißen, könnten wir sagen, dass Selenskyj geduldig ist und Präsident Trump langsam ungeduldig wird, aber in die richtige Richtung, nämlich gegenüber Russland.“
Stubb sagte am Sonntag, er habe am Samstag ein langes Telefongespräch mit Trump geführt, am nächsten Morgen sprach er dann mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.
Die USA seien laut Stubb bereit, ein verheerendes Sanktionspaket zu schnüren, wenn bei dem Telefonat zwischen Trump und Putin am Montag keine Fortschritte bei den Friedensverhandlungen erzielt werden. Es sei gut möglich, dass die US-Senatoren Lindsey Graham und Richard Blumenthal - je nach Verlauf des Gesprächs - in der kommenden Woche ein „knochenbrechendes“ Sanktionspaket im Kongress einbringen würden, um Russlands Finanzen unhaltbar zu machen, schreibt der Guardian unter Berufung auf den finnischen Präsidenten, der fast täglich in Kontakt mit Graham stehe. Dabei könnten zum Beispiel extrem hohe Zölle auf die Länder verhängt werden, die von Russland Energie beziehen.
Trump sagte dazu am Wochenende, die geplanten Sanktionen wären für Russland „vernichtend“, denn die Wirtschaft laufe schlecht und die Ölpreise seien niedrig.
Stubb: Russland kann man nicht mehr als Großmacht bezeichnen
Stubb sagte auf der Lennart-Meri-Sicherheitskonferenz in Tallinn, er habe versucht, Trump davon zu überzeugen, dass Russlands Wirtschaft „kleiner als die Italiens“ und „etwas größer als die von Spanien“ sei. Der Zinssatz in Russland liege laut dem finnischen Präsidenten bei über 20 Prozent, die Reserven seien aufgebraucht. „Es ist also kein Land mehr, das man als Großmacht bezeichnen kann. Solche Botschaften muss man vermitteln. Es ist kein leichtes Spiel, aber man muss die amerikanische Regierung weiterhin einbinden“, zitiert der Guardian Stubb. Finnlands Präsident gelte als einer der wenigen europäischen Staatschefs, die noch Einfluss auf Trump hätten.
Er bekräftigte, dass Europa die US-Regierung davon überzeugen müsse, dass Freihandel und gemeinsame Regeln besser sind als Handelsabkommen. „Und wir müssen zeigen, dass wir es mit der Verteidigung in Europa ernst meinen und dass wir Sicherheitsanbieter und nicht Sicherheitskonsumenten sind“, fügte Stubb hinzu.
Stubb sagte zudem, Finnland unterstütze Selenskyjs Teilnahme am bevorstehenden Nato-Gipfel, der am 24. und 25. Juni in Den Haag stattfinden wird. Berichten zufolge will die US-Regierung verhindern, dass der ukrainische Präsident an dem Treffen teilnimmt.
In den Bemühungen um ein Ende des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine will Trump an diesem Montag erneut mit Putin telefonieren. Das Gespräch ist um 10.00 Uhr (Ortszeit Washington; 16.00 Uhr MESZ) angesetzt, wie Trump ankündigte. Der Kreml bestätigte das geplante Telefonat. Laut Trump soll es dabei auch um Handelsfragen gehen. Im Anschluss will er mit Selenskyj und Vertretern der Nato-Mitgliedstaaten sprechen.


