Ukraine-Krieg

Finnland schränkt Touristenvisa für Russen deutlich ein

Die Zahl der russischen Touristenvisa soll ab September auf zehn Prozent des derzeitigen Volumens beschränkt werden. Ein komplettes Verbot sei nicht möglich.

Eine Russin zeigt ihren Reisepass.
Eine Russin zeigt ihren Reisepass.dpa/Kay Nietfeld

Finnland will die Zahl der russischen Touristenvisa drastisch reduzieren. Ab dem 1. September sollen nur noch zehn Prozent des derzeitigen Volumens ausgestellt werden, teilte die finnische Regierung am Dienstag mit. Grund sei eine wachsende Unzufriedenheit im Land angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Mit den Touristenvisa aus Finnland können Russen ungehindert in die EU weiterreisen.

Nach Angaben des finnischen Außenministers Pekka Haavisto ist ein reines Verbot von Visa aufgrund der Staatsangehörigkeit nicht möglich. Deshalb sollen die Öffnungszeiten, die für die Beantragung von Touristenvisa vorgesehen sind, verkürzt werden. Künftig sollten Anträge von russischen Staatsbürgern, die aus familiären Gründen, für die Arbeit oder das Studium ein Visum brauchen, bevorzugt behandelt werden.

Derzeit bearbeite Finnland täglich fast 1000 Visa-Anträge aus Russland, sagte Haavisto. Zuletzt war die Zahl der russischen Touristen gestiegen, die nach Finnland gereist sind.

Reisebann soll allen EU-Mitgliedstaaten vorgeschlagen werden

Der Außenminister sprach sich außerdem dafür aus, das EU-Abkommen über Visa-Erleichterungen mit Russland zu stoppen. Das würde den Preis für Touristenvisa von 35 auf 80 Euro erhöhen.

Finnland will das Thema Touristenvisa auch beim nächsten Treffen der EU-Außenminister am 30. August in Tschechien ansprechen. In den vergangenen Wochen waren in der Europäischen Union immer wieder Forderungen aufgekommen, die Einreise von Russen in die EU zu beschränken oder ganz zu stoppen.

Tschechien, das derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat, will den EU-Mitgliedstaaten einen Reisebann für alle Russinnen und Russen vorschlagen und vergibt bereits seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine keine Visa mehr an russische Bürger.

Bundeskanzler Scholz gegen eine Visa-Verschärfung

Die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin hatte bei einem Gipfeltreffen der nordeuropäischen Regierungschefs mit Bundeskanzler Olaf Scholz am Montag darauf gedrängt, die Frage im Europäischen Rat zu diskutieren. Scholz hatte dagegen erneut betont, es handle sich um Putins Krieg und nicht den des russischen Volkes. Haavisto sagte am Dienstag, er erhoffe sich von dem EU-Außenministertreffen Ende August weiter eine gemeinsame Lösung.