Bundestagswahl

FDP-Chef Lindner von Linke-Politikerin mit Schaumtorte beworfen – Polizei ermittelt

Eine junge Frau bewirft in der Uni-Stadt Greifswald FDP-Chef Christian Lindner mit Rasierschaum. Er setzt danach seine Rede fort.

Bei einem Wahlkampfauftritt in Greifswald wurde der FDP-Vorsitzende Christian Lindner von einer jungen Frau mit Schaum beworfen.
Bei einem Wahlkampfauftritt in Greifswald wurde der FDP-Vorsitzende Christian Lindner von einer jungen Frau mit Schaum beworfen.Stefan Sauer/dpa

Christian Lindner ist am Donnerstag bei einem Wahlkampfauftritt in Greifswald von Christiane Kiesow, Lokalpolitikerin der Linken, mit einer Schaumtorte beworfen worden. Die 34-Jährige traf den FDP-Chef dabei direkt ins Gesicht. Der reagierte besonnen, wischte den Schaum weg und führte seine Rede fort. „Es war leider nicht Sahne, sondern nur Seife“, sagte er. „Wenigstens das hätten sie besser machen können, dann hätte ich auch was davon gehabt.“

Kurz nach seinem Auftritt in der norddeutschen Kleinstadt warnte Linder dann bei einem Folgetermin in Rostock vor einer Verrohung der politischen Auseinandersetzung. „Niemals dürfen wir so verroht werden wie die Vereinigten Staaten von Amerika. Diese innere Liberalität, wir müssen sie uns erhalten.“

Ähnliches sagte auch FDP-Generalsekretär Marco Buschmann. „Erst vor wenigen Wochen haben sich die demokratischen Parteien auf ein Fairness-Abkommen für den Wahlkampf verständigt. Heute erleben wir eine körperliche Attacke einer Linken-Lokalpolitikerin auf Christian Lindner.“ Und weiter: „Auch wenn Christian Lindner souverän und mit Humor reagiert hat: Solche Angriffe haben in unserer Demokratie nichts verloren.“

Merz ist besorgt, Scholz solidarisch

Neben der FDP-Spitze äußerte sich auch CDU-Chef Friedrich Merz zu dem Schaumvorfall. „Das gibt einen Vorgeschmack darauf, was wir hier möglicherweise in diesem Wahlkampf noch erleben.“ Die Bereitschaft zur gewalttätigen politischen Auseinandersetzung scheine in Teilen der Bevölkerung zuzunehmen. „Ich hoffe, dass uns das erspart bleibt.“

Bundeskanzler Olaf Scholz schrieb auf X: „Angriffe auf Politikerinnen und Politiker sind kein Ausdruck demokratischen Verhaltens. Solche Aktionen sind ungehörig und gefährlich.“ Es sei gut, dass Lindner souverän reagiert habe. „Hier gilt die Solidarität unter Demokratinnen und Demokraten.“

Linken-Spitze distanziert sich klar von Schaumvorfall

Mecklenburg-Vorpommerns Linke-Landesvorsitzender Hennis Herbst distanzierte sich derweil klar. „Derartige Aktionen gehören für die Linke MV nicht zur politischen Auseinandersetzung und sind konsequent abzulehnen“, erklärte Herbst. Es gehe darum, die inhaltliche Debatte mit der politischen Konkurrenz zu führen, auch mit der FDP. „Derartige Störaktionen anderer Wahlkampfauftritte gehören nicht dazu und tragen nicht zum Vorbringen berechtigter Kritik an der Politik der FDP bei.“

Auch die Linken-Spitze im Bund zeigte sich kritisch. „Tortenwürfe als Form der politischen Auseinandersetzung zwischen demokratischen Parteien gehören nicht zu unserer Aktionsform, wir suchen die inhaltliche Auseinandersetzung. Diese Werte werden wir auch mit der Genossin im direkten Austausch besprechen“, so Bundesgeschäftsführer Janis Ehling.

Derweil handelt es sich bei der Schaumwerferin Christiane Kiesow um ein Kreisvorstandsmitglied der Region Peene-Uecker-Ryck, der auch die Stadt Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern angehört. Gegen sie wird nun wegen des Verdachts auf Körperverletzung und Beleidigung ermittelt.