Christian Lindner ist am Donnerstag bei einem Wahlkampfauftritt in Greifswald von Christiane Kiesow, Lokalpolitikerin der Linken, mit einer Schaumtorte beworfen worden. Die 34-Jährige traf den FDP-Chef dabei direkt ins Gesicht. Der reagierte besonnen, wischte den Schaum weg und führte seine Rede fort. „Es war leider nicht Sahne, sondern nur Seife“, sagte er. „Wenigstens das hätten sie besser machen können, dann hätte ich auch was davon gehabt.“
Kurz nach seinem Auftritt in der norddeutschen Kleinstadt warnte Linder dann bei einem Folgetermin in Rostock vor einer Verrohung der politischen Auseinandersetzung. „Niemals dürfen wir so verroht werden wie die Vereinigten Staaten von Amerika. Diese innere Liberalität, wir müssen sie uns erhalten.“
Ähnliches sagte auch FDP-Generalsekretär Marco Buschmann. „Erst vor wenigen Wochen haben sich die demokratischen Parteien auf ein Fairness-Abkommen für den Wahlkampf verständigt. Heute erleben wir eine körperliche Attacke einer Linken-Lokalpolitikerin auf Christian Lindner.“ Und weiter: „Auch wenn Christian Lindner souverän und mit Humor reagiert hat: Solche Angriffe haben in unserer Demokratie nichts verloren.“
Der Wahlkampf geht los. Bei seinem Einsatz für die Wirtschaftswende lässt CL sich durch nichts aufhalten. 🎂😂 TL pic.twitter.com/CoESmczmyY
— Christian Lindner (@c_lindner) January 9, 2025
Merz ist besorgt, Scholz solidarisch
Neben der FDP-Spitze äußerte sich auch CDU-Chef Friedrich Merz zu dem Schaumvorfall. „Das gibt einen Vorgeschmack darauf, was wir hier möglicherweise in diesem Wahlkampf noch erleben.“ Die Bereitschaft zur gewalttätigen politischen Auseinandersetzung scheine in Teilen der Bevölkerung zuzunehmen. „Ich hoffe, dass uns das erspart bleibt.“
Bundeskanzler Olaf Scholz schrieb auf X: „Angriffe auf Politikerinnen und Politiker sind kein Ausdruck demokratischen Verhaltens. Solche Aktionen sind ungehörig und gefährlich.“ Es sei gut, dass Lindner souverän reagiert habe. „Hier gilt die Solidarität unter Demokratinnen und Demokraten.“
Angriffe auf Politikerinnen und Politiker sind kein Ausdruck demokratischen Verhaltens. Solche Aktionen sind ungehörig und gefährlich. Gut, dass @c_lindner souverän reagiert hat. Hier gilt die Solidarität unter Demokratinnen und Demokraten.
— Bundeskanzler Olaf Scholz (@Bundeskanzler) January 9, 2025
Linken-Spitze distanziert sich klar von Schaumvorfall
Mecklenburg-Vorpommerns Linke-Landesvorsitzender Hennis Herbst distanzierte sich derweil klar. „Derartige Aktionen gehören für die Linke MV nicht zur politischen Auseinandersetzung und sind konsequent abzulehnen“, erklärte Herbst. Es gehe darum, die inhaltliche Debatte mit der politischen Konkurrenz zu führen, auch mit der FDP. „Derartige Störaktionen anderer Wahlkampfauftritte gehören nicht dazu und tragen nicht zum Vorbringen berechtigter Kritik an der Politik der FDP bei.“
Auch die Linken-Spitze im Bund zeigte sich kritisch. „Tortenwürfe als Form der politischen Auseinandersetzung zwischen demokratischen Parteien gehören nicht zu unserer Aktionsform, wir suchen die inhaltliche Auseinandersetzung. Diese Werte werden wir auch mit der Genossin im direkten Austausch besprechen“, so Bundesgeschäftsführer Janis Ehling.


