Eurovision Song Contest

Eurovision Song Contest: Deutschland wird wieder Letzter, Schweden gewinnt

Die Hamburger Band Lord of the Lost bekam für ihren Song „Blood & Glitter“ in der Nacht zum Sonntag nur drei Jury-Punkte und ein schwaches Publikum-Ergebnis. 

Frontmann Chris Harms (re.) von der Band Lord Of The Lost ist enttäuscht. 
Frontmann Chris Harms (re.) von der Band Lord Of The Lost ist enttäuscht. Peter Kneffel/dpa

Deutschland ist beim Eurovision Song Contest (ESC) erneut Letzter geworden. Die Hamburger Band Lord of the Lost bekam für ihren Song „Blood & Glitter“ in der Nacht zum Sonntag bei dem Finale in Liverpool nur drei Jury-Punkte und ein schwaches Publikum-Ergebnis. Bereits 2022 in Turin hatte Deutschland den letzten Platz belegt. Die deutsche ESC-Pleiteserie seit 2015 mit nur vorletzten oder letzten Plätzen unterbrach in den vergangenen Jahren nur Michael Schulte, der 2018 auf dem vierten Platz gelandet war. Letztmals kommentierte in der ARD der 75 Jahre alte Peter Urban die Show.

Dabei hatte die Hamburger Rock-Band Lord Of The Lost einen guten Auftritt hingelegt. Mit dem Dark-Rock-Song „Blood & Glitter“ begeisterten Deutschlands ESC-Teilnehmer das Publikum im englischen Liverpool. Nach dem mehr als dreiminütigen Auftritt gab es langen und kräftigen Applaus. Denn die Band kommt in England extrem gut an. Doch das reichte nicht. 

Favorit Schweden gewann überzeugend: Sängerin Loreen holte mit ihrem Song „Tattoo“ die meisten Punkte von Jurys und Publikum. Für Loreen ist es bereits der zweite ESC-Sieg nach 2012. Ihr Lied „Tattoo“ erhielt insgesamt 583 Punkte. Auf Platz zwei in der größten Musikshow der Welt kam Finnland (526 Punkte) mit dem Sänger Käärijä und dem Metal-Pop-Elektro-Song „Cha Cha Cha“. Rang drei in Liverpool erreichte Israel, gefolgt von Italien und Norwegen. 

Loreen ist 39 Jahre alt und stammt aus Stockholm. Mit „Euphoria“ hatte sie nicht nur den ESC-Titel 2012 eingeheimst, sondern war damals auch in Deutschland und weiteren Ländern an die Spitze der Charts gestürmt. Seitdem war es international wieder ruhiger um die Schwedin geworden - bis sie mit „Tattoo“ einen ganz ähnlichen Sound traf wie mit ihrem Erfolgshit vor elf Jahren.

Die Popnation Schweden hat den ESC nun auch sieben Mal für sich entschieden - und ist damit Rekordhalterin auf Augenhöhe mit Irland. Vorangegangener schwedischer Sieger war 2015 in Wien der Sänger Måns Zelmerlöw mit „Heroes“.

Ukrainischer Botschafter stimmt für Deutschland

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, stimmte nach eigenen Angaben für den deutschen Beitrag. Er habe „21“ mit seiner ukrainischen Rufnummer gewählt, erklärte Makeiev mit Verweis auf die Startnummer der Band Lord of the Lost am Samstagabend im Onlinedienst Twitter. Dazu schrieb der Diplomat „Neue Deutsche Härte“ - wohl eine Anspielung auf die Musikrichtung Neue Deutsche Welle und die harte Rockmusik der Hamburger Band.

Harms hatte vor dem Gesangswettbewerb zeitweilig mit einer angeschlagenen Stimme zu kämpfen gehabt. „Der Stimme geht es gut soweit. Trotzdem schone ich meine Stimme natürlich und benutze sie nur, wenn ich sie wirklich brauche. Lieber Vorsicht als Nachsicht“, hatte er am Freitag der Deutschen Presse-Agentur geschrieben.

Prinzessin Kate mit Überraschungsauftritt

Zu Beginn des ESC-Finales hatte es einen überraschenden, filmischen Auftritt gegeben. Prinzessin Kate (41) saß in einem kleinen Einspieler für den Gesangswettbewerb am Klavier, wie auf dem Twitter-Account des ESC zu sehen war. Die Frau von Thronfolger Prinz William (40) trug ein blaues Kleid. Dazu stand: „Ein royales Willkommen“ zum ESC-Finale.

Selenskyj hätte sich ESC in ukrainsischen Nachbarland gewünscht

Der ESC-Tradition zufolge hätte normalerweise die Ukraine als Vorjahressieger den 67. Eurovision Song Contest ausgetragen. Großbritannien nahm aber als zweitplatziertes Land des Vorjahres diese Aufgabe wahr, weil die Ukraine wegen des russischen Angriffskrieges kein sicherer Ort ist.

In einem BBC-Interview hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gesagt, er hätte es besser gefunden, wenn der Wettbewerb in ein ukrainisches Nachbarland wie Polen oder die Slowakei verlegt worden wäre. Dann wäre es für Ukrainer einfacher gewesen, hinzureisen oder sich nahe zu fühlen. Beim Moderationsquartett in Liverpool war die ukrainische Sängerin Julia Sanina dabei, die ausdrücklich in der Show den britischen Gastgebern dankte.

Neben ihr moderierten die Schauspielerin Hannah Waddingham („Game of Thrones“), die „Britain's Got Talent“-Jurorin Alesha Dixon und der Talkmaster und Autor Graham Norton, der eine der bekanntesten Fernsehpersönlichkeiten der englischsprachigen Welt ist und seit Jahren für die BBC den ESC kommentiert.

Liverpool: Selina-Maria Edbauer (r) und Teodora Spiric aus Österreich singen «Who the hell is Edgar?» beim Finale des 67. Eurovision Song Contest (ESC).
Liverpool: Selina-Maria Edbauer (r) und Teodora Spiric aus Österreich singen «Who the hell is Edgar?» beim Finale des 67. Eurovision Song Contest (ESC).Peter Kneffel/dpa

26 Lieder konkurrierten im Finale. Insgesamt nahmen am ESC in diesem Jahr 37 Länder teil. 11 Beiträge wurden in den beiden Semifinals aussortiert, darunter die Beiträge aus den Niederlanden, Irland, Dänemark und Island.

Als große Geldgeber sind automatisch Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien und auch Deutschland fürs Finale gesetzt, ebenso der Vorjahressieger, also diesmal die Ukraine.

Die Zuschauer konnten wie immer über den Sieger mit abstimmen, jedoch nicht fürs eigene Land. Ihr Voting wurde ergänzt von Juroren.

Die deutschen Zuschauer gaben Finnland die Höchstpunktzahl

2023 war die Punkteverkündung von Fachjurys und Publikum zum siebten Mal getrennt, zuerst wurde per Schalte in alle 37 Teilnehmerländer das Juryvoting abgefragt, das Schweden mit 340 Stimmen gewann - Deutschland kam mit nur drei Punkten auf den letzten Platz. Dann verlasen die Moderatoren das Televote (die Zuschauerstimmen).

Die Jury-Punkte aus Deutschland (diesmal in der Jury unter anderem Katja Ebstein und die Frida-Gold-Frontfrau Alina Süggeler) gab zum ersten Mal der Moderator Elton bekannt, nachdem dies jahrelang Barbara Schöneberger gemacht hatte. Er wurde live aus Hamburg zugeschaltet. Die Höchstpunktzahl 12 ging dabei an Schweden. Die deutschen Zuschauer gaben dagegen Finnland die Höchstpunktzahl.

Liverpool: Marco Mengoni aus Italien singt „Due vite“ beim Finale des 67. Eurovision Song Contest.
Liverpool: Marco Mengoni aus Italien singt „Due vite“ beim Finale des 67. Eurovision Song Contest.Peter Kneffel/dpa