Zu Beginn des Finales vom Eurovision Song Contest (ESC) ist in der von Russland angegriffenen Ukraine am Samstagabend in den meisten Regionen Luftalarm ausgelöst worden. Die Ukraine hatte den Gesangswettbewerb im vergangenen Jahr gewonnen und hätte laut den ESC-Regeln den Wettbewerb ausgerichtet. Weil das zu gefährlich gewesen wäre, wurde das Event ins englische Liverpool verlegt.
Es sei dann tatsächlich am Abend zu Angriffen gekommen. Dabei wurde unter anderem die Heimatstadt der ukrainischen ESC-Teilnehmer Tvorchi beschossen. Kurz vor dem Auftritt des Duos in Liverpool erschütterten Explosionen russischer Raketen die Stadt Ternopil in der Westukraine, wie der Vorsitzende des Gebietsrats, Mychajlo Holowko, mitteilte. Die Behörden riefen die Bewohner auf, Schutzräume aufzusuchen. Über Schäden und Opfer war zunächst nichts bekannt.
Arrivals in Ternopil and here are very successful in everything
— Spriter (@Spriter99880) May 13, 2023
It is reported that a significant part of the military aid sent by Western countries is concentrated in this region of Ukraine. pic.twitter.com/SFFKA5G1zC
Stunden vor dem Finale gab es in der Ukraine auf den Informationsseiten der staatlichen App Dija noch einmal einen Hinweis auf die Live-Übertragung der Musikshow in der App. An die Hunderttausenden ukrainischen Flüchtlinge gerichtet, kam zudem noch der mit einem Smiley versehene Hinweis: „Vergesst nicht, für unsere (Jungs) zu stimmen, wenn Ihr in Europa seid.“
Im Land selbst übertrug der Kultursender der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt die Show. Im vergangenen Jahr hatte das Kalush Orchestra gewonnen. Russland darf nicht am ESC teilnehmen.
Russische Drohnenangriffe im westukrainischen Gebiet Chmelnyzkyj
Die Ukraine hatte wenige Stunden zuvor zahlreiche neue russische Drohnenangriffe und mehrere Explosionen im westukrainischen Gebiet Chmelnyzkyj gemeldet. Es sei kritische Infrastruktur getroffen und Menschen seien verletzt worden, teilte der Bürgermeister der gleichnamigen Gebietshauptstadt, Olexandr Symtschyschyn, am Samstag mit.
Die Behörden sprachen von 21 Verletzten, davon war von elf die Rede gewesen. Dem Vernehmen nach waren auch Bahnanlagen betroffen. Die ukrainische Eisenbahn informierte nach dem Beschuss über Verzögerungen bei Zugfahrten um bis zu zwölf Stunden und über den Einsatz von Schienenersatzverkehr. Im Internet spekulierten Medien und Beobachter, dass auch ein Munitionslager getroffen wurde.
Details zu den konkreten Schäden gab es zunächst nicht. In sozialen Netzwerken war ein riesiger Feuerball zu sehen, der gen Himmel stieg. Nach Angaben des ukrainischen Militärs waren bei den nächtlichen Angriffen insgesamt 17 von 21 iranischen „Kamikaze-Drohnen“ vom Typ Shahed-136/131 abgeschossen worden. Russland überzieht die Ukraine immer wieder mit massiven Drohnenangriffen.
A gigantic NATO ammunition warehouse was destroyed, admitted the former advisor to the president Ukraine pic.twitter.com/lLi5mqydEI
— Spriter (@Spriter99880) May 13, 2023
Explosionen in der von Moskau besetzten Gebietshauptstadt Luhansk
Russische Staatsmedien meldeten indes zum zweiten Mal seit Freitag Explosionen in der von Moskau besetzten ostukrainischen Gebietshauptstadt Luhansk. Die schon seit 2014 zunächst von prorussischen Separatisten kontrollierte Großstadt blieb bisher weitgehend verschont von den Kriegshandlungen. Zu sehen war in den russischen Medien am Samstag eine riesige Rauchwolke am Himmel.
Nach Angaben der Besatzer in Luhansk und des Verteidigungsministeriums in Moskau wurden bei dem Beschuss erstmals die von Großbritannien versprochenen Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow eingesetzt. Dazu gab es Bilder von Raketentrümmern. Überprüfbar von unabhängiger Seite waren diese Angaben nicht. Die Ukraine hatte diese Waffensysteme mit größerer Reichweite gefordert, um auch weiter von der Frontlinie entfernte Gebiete zu befreien.


