Gaskrise

Licht aus! Weihnachtsbeleuchtung auf dem Kudamm soll ausfallen

Öffentliche Gebäude werden in Berlin seit Juli nicht mehr angestrahlt. Nun soll auch die jährliche Weihnachtsbeleuchtung auf dem Kurfürstendamm ausbleiben.

Rund 140.000 LEDs beleuchten normalerweise im Winter den Kurfürstendamm.
Rund 140.000 LEDs beleuchten normalerweise im Winter den Kurfürstendamm.iimago/PEMAX

Angesichts der Energiekrise und bundesweiter Stromsparmaßnahmen hat der Berliner Senat beschlossen, sich in diesem Jahr nicht an den Kosten für die bekannte Weihnachtsbeleuchtung auf dem Kurfürstendamm zu beteiligen. Wie die BZ berichtete, wolle die für das jährliche LED-Spektakel auf dem Boulevard verantwortliche AG City nun versuchen, die rund 600.000 Euro teure Beleuchtung über Spenden zu finanzieren.

„Wir sind schwer enttäuscht“, sagte Klaus-Jürgen Meier, Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft. Diese hatte am Donnerstag von der Entscheidung des Senats berichtet. „Das ist ein harter Schlag für Handel, Wirtschaft und Tourismus“, so Meier. Kritiker hatten bereits im Vorfeld auf die potenziellen negativen Folgen für die Geschäfte an Berlins wichtigster Einkaufsstraße hingewiesen. 

Viel mehr als nur ein wirtschaftlicher Verlust

Schon seit vielen Jahren ist die Beleuchtung, die sich in der Weihnachtszeit über den Kudamm und die Tauentzienstraße erstreckt, ein regelrechtes Highlight.  Bereits rund einen Monat vor Weihnachten wird der berühmte Boulevard geschmückt. Dass der Kudamm in diesem Jahr dunkel bleiben könnte, sei viel mehr als nur ein wirtschaftlicher Verlust. Unzählige Menschen aus Berlin und der Welt zieht es jedes Jahr zu der Attraktion. Meier betont, dass die Lichter vielen Menschen Hoffnung geben würden. Gerade nach zwei Weihnachtsfesten mitten in der Corona-Pandemie könne man diese gut gebrauchen. „Wer so etwas beschließt, kann nur wenig Ahnung von der Seele des Menschen haben“, so Klaus-Jürgen Meier. 

Hoffnung liegt in Spendengeldern

Schon jetzt sei die Enttäuschung der Berliner deutlich zu spüren. Dass der Kudamm in diesem Jahr völlig dunkel bleibt, sei allerdings keine Option. Die Hoffnung ruht nun auf Unterstützung aus der Gesellschaft. Deshalb möchte die AG City ein Spendenkonto einrichten, bei dem laut Meier jede Spende zählt. Meier: „Egal ob es fünf, 20 oder 1000 Euro sind – wir freuen uns über jeden Betrag.“ Der aktuelle Anlass zum Energiesparen sei mehr als verständlich. Er weist darauf hin, dass der Senat wohl allerdings nicht verstanden habe, dass jährlich 500.000 Euro allein in die Handwerksleistungen rund um die Beleuchtung fließen. Der Anteil der Energie an den Kosten sei ohnehin sehr gering, da bereits vor einigen Jahren auf energiesparende LED-Beleuchtung umgestellt wurde. Diesen Aspekt nicht in die Entscheidung mit einzubeziehen, sei unverhältnismäßig.

Senat: Jede Kilowattstunde zählt

Bereits im August hatte der Senat angekündigt, neben zahlreichen weiteren Maßnahmen auch über Einschnitte bei der diesjährigen Weihnachtsbeleuchtung beraten zu wollen. „Jede Kilowattstunde, die wir einsparen, ist ein Beitrag“, hatte Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos) verkündet. In Anbetracht der möglichen Konsequenzen für den Einzelhandel müsse in diesem Fall energiepolitisch, aber auch sozial- und wirtschaftspolitisch entschieden werden.

Kritik an der nun beschlossenen Sparmaßnahme kam auch aus der Opposition im Abgeordnetenhaus. Kai Wegner, Vorsitzender der Berliner CDU-Fraktion, mahnte: „Unsere Stadt braucht dieses Zeichen der Hoffnung nach drei wirklich schweren Jahren.“ Das Vorhaben der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) und der rot-grün-roten Landesregierung bezeichnete Wegner als „reine Symbolpolitik“. Ein tatsächlicher Spareffekt sei nicht erwiesen.

Angesichts der Gasknappheit und damit verbundenen Preissteigerungen hat die Bundesregierung zuletzt ein Maßnahmenpaket zur Sicherung der Energieversorgung beschlossen. In Berlin bleibt die nächtliche Beleuchtung von öffentlichen Gebäuden und Denkmälern wie dem Dom, der Siegessäule oder dem Roten Rathaus bereits seit Juli ausgeschaltet.