Berlin-Mitte

„Direkt abschieben!“ Reaktionen auf Messertat des syrischen Flüchtlings am Holocaust-Mahnmal

Kurz vor der Wahl sticht der Flüchtling Wassim al M. einen spanischen Touristen am Holocaust-Mahnmal in Berlin nieder, verletzt ihn lebensgefährlich. Das löst bundesweit Bestürzung aus.

Der syrische Flüchtling wurde nach der Messerattacke festgenommen.
Der syrische Flüchtling wurde nach der Messerattacke festgenommen.Ebrahim Noroozi/AP

Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat sich entsetzt gezeigt über den mutmaßlich antisemitisch motivierten Angriff auf einen spanischen Touristen in Berlin. „Die Messerattacke am Berliner Holocaust-Mahnmal ist ein abscheuliches und brutales Verbrechen“, sagte die SPD-Politikerin laut Mitteilung.

Sie forderte, der mutmaßliche Täter müsse mit aller Härte bestraft und „direkt aus der Haft abgeschoben werden“. „Wer solche Taten begeht und den Schutz in Deutschland aufs Widerwärtigste missbraucht, der hat jedes Recht verwirkt in unserem Land zu sein.“ Sie kündigte an, alle Wege zu nutzen, „um Gewalttäter wieder nach Syrien abzuschieben“.

Messerattacke in Berlin: Darum wollte Wassim al M. Juden töten

Am Freitagabend hatte mutmaßlich ein 19 Jahre alter anerkannter Flüchtling aus Syrien im Stelenfeld des Holocaust-Mahnmals den spanischen Besucher von hinten mit einem Messer angegriffen und lebensgefährlich verletzt. Nach bisherigem Erkenntnisstand sei es das Ziel des Angreifers gewesen, Juden zu töten, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Vor diesem Hintergrund sei auch die Auswahl des Tatorts erfolgt. Nach Informationen der Berliner Zeitung ist der Mann nicht psychisch krank. Sein Name ist inzwischen bestätigt: Wassim al M. Er kam 2022 als unbegleiteter, minderjähriger Flüchtling nach Deutschland und hielt sich legal in Deutschland auf. Er lebte in Leipzig in einer Unterkunft. Ob er extra für den Anschlag am Holocaust-Mahnmal nach Berlin reiste, ist unklar.

Dem Touristen aus Bilbao könnte nur dank schneller Hilfe und einer sofortigen Not-OP das Leben gerettet werden. Er ist außer Lebensgefahr und befindet sich im künstlichen Koma. Dem Verletzten wünschte Faeser, „dass er wieder gesund werden kann“. Sie dankte den Einsatzkräften der Berliner Polizei und den Rettungskräften.

Kai Wegner: Tatverdächtiger muss sofort den Schutzstatus verlieren

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) verurteilte den mutmaßlich antisemitisch motivierten Angriff auf einen spanischen Touristen in Berlin als feige. „Ich bin überzeugt, dass unsere Justiz den Täter seiner gerechten Strafe zuführen wird“, teilte er mit. „Gleichzeitig steht für mich fest: Wer in Deutschland Schutz haben will, greift keine Menschen mit dem Messer an.“

Wegner kündigte einen engen Austausch mit den sächsischen sowie den Bundesbehörden an. Der mutmaßliche Angreifer war in Sachsen gemeldet. „Ich erwarte von der nächsten Bundesregierung, dass sie dafür sorgt, dass solche Täter ihren Schutzstatus verlieren und schnell unser Land verlassen müssen“, teilte der Regierende weiter mit.

Messerattacke am Holocaust-Mahnmal: Iris Spranger bestürzt

„Ein versuchtes Tötungsdelikt mit dem Verdacht einer antisemitischen Motivation gerade am Denkmal für die ermordeten Juden Europas – das ist unerträglich“, teilte Innensenatorin Iris Spranger mit. Ihre Gedanken seien mit dem 30 Jahre alten Verletzten. „Ich wünsche ihm von Herzen baldige und vollständige Genesung.“

Spranger dankte zudem den Rettungs- und Einsatzkräften für ihr schnelles Handeln bei der Versorgung des Verletzten und bei der Festnahme des mutmaßlichen Täters. „Ich danke der Polizei Berlin, dass sie mit Blick auf die Örtlichkeit hochsensibel und umsichtig alle Maßnahmen ergriffen hat.“

Werner Graf und Bettina Jarasch, die Chefs der Berliner Grünen-Fraktionen, erklärten am Samstag: „Wir sind schockiert über den vermutlich antisemitischen Angriff am Holocaust-Mahnmal. Wir sind in Gedanken bei dem Opfer, dem wir eine schnelle und vollständige Genesung wünschen. Wir dürfen als Gesellschaft nicht nachlassen, jede Form von Antisemitismus ohne Wenn und Aber zu bekämpfen. Unser Dank gilt der schnellen Reaktion von Polizei und Feuerwehr. Statt in Spekulationen zu verfallen, gilt es, die Generalstaatsanwaltschaft und die Sicherheitsbehörden bei allen zur Aufklärung der Tat erforderlichen Maßnahmen zu unterstützen.“

Polizei: Nur ein Bruchteil der Geflüchteten verübt Messerattacken

Stephan Weh, Berliner Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sagte am Samstag: „Es ist schlimm genug, dass wieder ein Mensch in der Hauptstadt mit einem Messer niedergestochen wurde. Dass das direkt am Holocaust-Denkmal passiert, sorgt natürlich noch mal für einen anderen Fokus. Wir werden derartige Taten nie komplett verhindern können. Aber es ist entscheidend, wie Sicherheitsbehörden reagieren. Die Polizei Berlin hat gestern mit Bravour gezeigt, wie hervorragend sie in solchen Lagen arbeitet. Von den eingeleiteten Fahndungsmaßnahmen über die Festnahme des mutmaßlichen Täters bis zur Pressearbeit war das erstklassig. Wir wünschen dem Verletzten alles Gute. Die Tatsache, dass es sich beim Angreifer wieder um einen Asylbewerber handelt, der zudem eine antisemitische Motivation aufweist, zeigt noch mal deutlich, dass die nächste Bundesregierung endlich praxisnahe Maßnahmen ergreifen muss, anstatt sich in Phrasen zu erschöpfen.“

Weiter sagte Weh: „Es ist ein Bruchteil der Geflüchteten, die für unser Zusammenleben eine Gefahr darstellen. Aber wir müssen endlich die Chance haben, diejenigen herauszufiltern und bei Abschiebungen zu priorisieren. Dazu brauchen wir eine länder- und behördenübergreifende Datenbank, bei denen Gewalttaten, psychische Erkrankungen und Asylstatus zusammenfließen.“