Eingefrorenes russisches Vermögen

Deutschland droht in Russland Verlust von 100 Milliarden Euro

In Brüssel wird über die Nutzung eingefrorener russischer Zentralbankgelder gestritten. Der Kreml wird dann wohl auch deutsche Firmen in Russland enteignen. Es geht laut Branchenkennern um Milliarden.

Antonio Costa (M), Präsident des Europäischen Rates, spricht während des EU-Gipfels mit Bundeskanzler Friedrich Merz (r) und dem belgischen Premierminister Bart De Wever (Mitte r).
Antonio Costa (M), Präsident des Europäischen Rates, spricht während des EU-Gipfels mit Bundeskanzler Friedrich Merz (r) und dem belgischen Premierminister Bart De Wever (Mitte r).Geert Vanden Wijngaert/AP

Gegen die EU-Pläne, eingefrorenes russisches Vermögen zur Finanzierung der Ukraine zu nutzen, regt sich Kritik in deutschen Unternehmerkreisen. Ein solcher Schritt werde teure Folgen speziell für Deutschland haben, warnte der Vorstandsvorsitzende der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer, Matthias Schepp.

„Deutschland hat wie kein anderes Land in Russland investiert. Es hat deshalb bei der geplanten Nutzbarmachung russischer Zentralbankgelder für Waffenkäufe zugunsten der Ukraine am meisten zu verlieren“, sagte er laut der Deutschen Presse-Agentur. Zusammengerechnet sei Vermögen von über 100 Milliarden Euro in Gefahr, so Schepp.

Deutsches Geld liegt auf russischen Konten fest

Dabei gehe es um den Wert deutscher Fabriken und Ladenketten. Betroffen seien aber auch Unternehmen in den Bereichen Energie, Pharma und Haushaltsgeräte, die Moskau unter Fremdverwaltung gestellt habe, oder Geld, das Russland seinerseits auf Konten eingefroren habe.

Tatsächlich hat Russland beispielsweise die Kontrolle über die russischen Tochtergesellschaften der deutschen Energiefirmen Uniper und Wintershall übernommen. Moskau stellte dies als Reaktion auf die Treuhandverwaltung etwa der zu Rosneft gehörenden Raffinerien in Deutschland dar.

Ausländische Unternehmen, die ihre Fabriken in Russland nach Beginn der von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Invasion der Ukraine verkauft haben, mussten die Erlöse auf ein Sperrkonto einzahlen. Darauf haben sie nur begrenzt Zugriff – beispielsweise zur Zahlung von Steuern. Offiziell gehören all diese Vermögenswerte aber noch deutschen Unternehmen. „Dass diese Gelder in der Kasse des Kremls landen, liegt nicht im Interesse Deutschlands und seiner Steuerzahler“, betonte Schepp.

Die Staats- und Regierungschef der EU erwägen, rund 140 Milliarden Euro in Belgien eingefrorener russischer Zentralbankgelder für Kredite an die Ukraine zu nutzen. Belgien bremste eine Einigung jedoch vorerst aus. Regierungschef Bart de Wever äußerte Bedenken, dass sein Land finanzielle Risiken durch mögliche Gegenmaßnahmen Russlands alleine tragen müsste.