Bundespolitik

„Wer anpacken kann, muss das tun“: Bürgergeld soll sich laut Wüst nicht mehr lohnen

Hendrik Wüst dringt auf eine Reform des Bürgergelds. Erwerbsfähige sollen stärker zur Arbeit verpflichtet werden.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüstdpa

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat sich in der Debatte um das Bürgergeld für eine grundlegende Reform ausgesprochen. Im Gespräch mit dem Focus forderte er, dass sich Arbeit im Vergleich zum Bürgergeld finanziell deutlich stärker auszahlen müsse. „Wer arbeiten geht, soll das auch in seinem Geldbeutel merken“, sagte Wüst. Grundsätzlich gelte: Wer Hilfe brauche, solle sie bekommen. Doch zugleich müsse der Sozialstaat fordern.

„Wer anpacken kann, muss das tun. Das verlangt ein solidarischer Sozialstaat“, so der CDU-Politiker. Damit richtet sich Wüst deutlich an die Bundesregierung, die im Herbst mehrere Sozialreformen plant. Kern seiner Kritik: Die bestehenden Regelungen setzten zu wenig Anreize, wieder in Arbeit zu gehen. Wer einen Job aufnimmt, müsse am Monatsende spürbar mehr Geld zur Verfügung haben als jemand, der ausschließlich Bürgergeld bezieht. Andernfalls verliere das System an Glaubwürdigkeit.

„Gerechtigkeitsgefühl ist verletzt“

Darüber hinaus fordert Wüst Änderungen bei der Übernahme von Wohnkosten und bei den Vermögensgrenzen. Der Staat dürfe nicht für Bürgergeldempfänger große und teure Wohnungen finanzieren, die sich viele arbeitende Menschen nicht leisten könnten. „Der Sozialstaat ist derart komplex, dass Fehlanreize entstehen“, sagte Wüst.

Wüst forderte weiter, die Fehlanreize im System abzubauen. „Es gibt Fälle, in denen sich zusätzliche Arbeit beim Nettoeinkommen kaum bemerkbar macht“, warnte der Ministerpräsident.„Der Sozialstaat ist derart komplex, dass Fehlanreize entstehen. Das Gerechtigkeitsempfinden von vielen Menschen, die für wenig Geld arbeiten gehen, ist verletzt. Daran muss die Bundesregierung arbeiten.“