UN-Generalsekretär António Guterres, der chinesische Staatschef Xi Jinping, Brasiliens Luis Inácio Lula da Silva, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und Indiens Premierminister Narendra Modi werden voraussichtlich am Brics-Gipfel teilnehmen, der vom 22. bis 24. Oktober in der russischen Stadt Kasan stattfindet. Dabei handelt es sich um die größte Veranstaltung, die Russland seit dem Ausbruch des Ukrainekrieges im Februar 2022 ausgerichtet hat.
Der Kreml hat das Treffen als diplomatischen Triumph angepriesen, vor kurzem hatte Russlands Präsident Wladimir Putin von der Notwendigkeit gesprochen, die Parameter der entstehenden multipolaren Welt neu zu definieren, und von der Unumkehrbarkeit einer neuen Weltordnung. Im Westen hingegen wird die Brics-Gruppe größtenteils als Versuch Russlands angesehen, seinen Einfluss auszuweiten und seine eigenen Sichtweisen zu verbreiten, auch in Bezug auf die Ukraine.
Brics-Gipfel: Zukunft der Gruppe auf der Tagesordnung, keine unmittelbare Erweiterung
Die Brics-Gruppe wurde 2009 von Brasilien, Russland, Indien und China gegründet, seit 2010 zählt auch Südafrika zu. Seitdem sind weitere Länder beigetreten, darunter Ägypten und der Iran. Zahlreiche weitere Staaten haben sich um eine Mitgliedschaft beworben oder Interesse bekundet. In diesem Monat haben beispielsweise Syrien und Aserbaidschan einen Antrag auf Mitgliedschaft gestellt, Kuba hat erklärt, dass es als „Partnerland“ aufgenommen werden möchte. Bereits im September hatte die Türkei bekannt gegeben, dass sie als erstes Nato-Mitglied die Brics-Gruppe beitreten wolle. Kasachstan hingegen kündigte an, dass es „höchstwahrscheinlich“ in naher Zukunft davon absehen werde. Der Präsident des Landes sieht, wie sein Sprecher erklärte, die Vereinten Nationen und nicht die Brics als Plattform, auf der derzeit internationale Fragen diskutiert werden sollten.

Die Zukunft der Staatengruppe wird unweigerlich auf der Tagesordnung des Gipfels stehen. Offiziellen Erklärungen vor dem Treffen in Kasan zufolge ist jedoch keine unmittelbare Erweiterung geplant. Das russische Außenministerium kündigte an, dass die Teilnehmer die Schaffung einer neuen Kategorie von Partnerstaaten erörtern werden. Zudem bestätigte Wladimir Putin: „Die jüngste Welle der Brics-Erweiterung ist vorbei“, sagte er in einem auf der Website des Kremls veröffentlichten Interview mit Journalisten aus Brics-Staaten. Er fügte hinzu, dass auch die Bemühungen zur Integration der neuen Mitglieder Zeit bräuchten. „Wir müssen noch daran arbeiten, als eine einzige Struktur zu funktionieren“, erklärte Putin.
Schutz vor Sanktionen: Kommt ein digitales Brics-Zahlungssystem?
Die Schaffung eines alternativen, „sanktionssicheren“ Zahlungssystems soll ebenfalls auf der Tagesordnung des Gipfeltreffens in der tatarischen Stadt Kasan stehen. „In Zusammenarbeit mit den Brics-Staaten arbeiten wir an der Schaffung eines eigenen Zahlungs- und Abwicklungssystems“, kündigte Putin im September an und fügte hinzu, dass dies „die Voraussetzungen für eine effektive und unabhängige Abwicklung des gesamten Außenhandels schaffen wird“.
Laut einem von Bloomberg zitierten russischen Bericht gehören zu den Alternativen der Aufbau eines Netzwerks von Banken, die solche Transaktionen in lokalen Währungen durchführen können, sowie die Einrichtung direkter Verbindungen zwischen Zentralbanken. Der Plan soll auch die Schaffung von Zentren für den gegenseitigen Handel mit Rohstoffen wie Öl, Erdgas, Getreide und Gold beinhalten. Bisher gibt es nur wenige Details, aber der stellvertretende Vorsitzende der Staatsduma, Alexander Babakow, sagte in einem Interview im September, dass die Brics-Staaten erwägen würden, Blockchain und digitale Technologien für solche Transaktionen einzusetzen.


