Die Verbraucherzentrale Berlin warnt aktuell vor unseriösen Coaching-Angeboten, die vermehrt in den sozialen Medien zu finden sind. Die Angebote versprechen dabei den schnellen privaten oder beruflichen Erfolg. „Tatsächlich werden Verbraucher dann mit leeren Phrasen und aufgezeichneten Inhalten abgespeist und zahlen dafür oft mittlere vierstellige Beträge“, so die Verbraucherschützer.
In Deutschland gibt es kein geschütztes Berufsbild „Coach“. Es darf sich jeder Coach nennen, egal um welches Gebiet es geht. Über Social Media werden mittlerweile zunehmend Coaching-Programme vermarktet. „Gerade auf diesem Feld gibt es viele unseriöse Anbieter, die den Eindruck vermitteln, es ginge um ein Coaching unter vier Augen. Tatsächlich greifen diese Anbieter damit Anliegen und Probleme vieler Menschen auf: Allgemeine Unzufriedenheit, Überforderung, eintöniger Alltag, berufliche Stagnation oder die Partnerschaften in der Krise“, warnt die Verbraucherzentrale.
Simon Götze, Rechtsexperte der Verbraucherzentrale Berlin, erklärt: „Coaches und deren Mitarbeiter locken erst mit übertriebenen Versprechungen, setzen Interessierte dann in persönlichen Gesprächen massiv unter Druck und drängen dazu, ohne Bedenkzeit einen teuren Coaching-Vertrag zu unterschreiben. Die Anbieter machen in Video-Calls große Versprechungen. Die Vertragsunterlagen sind jedoch nichtssagend. Dementsprechend folgt auf die großspurigen Versprechungen oft eine herbe Enttäuschung.“
Beziehungs-Coaching-Fall: Plötzlich fast 5000 Euro fällig
Die Verbraucherzentrale schildert einen Fall: Auf der Suche nach Hilfe bei ihren partnerschaftlichen Problemen war eine Frau auf das Angebot eines kostenfreien, mehrtägigen Coaching-Seminars zum Thema „erfolgreiche (Liebes-)Beziehung“ gestoßen. Nach problemloser Anmeldung habe ein digitales Erstgespräch in angenehmer Atmosphäre stattgefunden. Von einem kostenlosen Seminar sei aber plötzlich keine Rede mehr gewesen, stattdessen sollte das Acht-Wochen-Programm 4997 Euro kosten. Im weiteren Gesprächsverlauf habe die betroffene Verbraucherin sich zunehmend gedrängt gefühlt, auf das kostspielige Angebot einzugehen.
„Statt eines individuellen Coachings erhalten Betroffene meist nur aufgezeichnete Videos“, warnt die Verbraucherzentrale. „Und bei den begleitenden Live-Calls oder Chat-Kanälen können aufgrund der großen Anzahl der Teilnehmenden gar nicht alle Personen individuell gehört und betreut werden.“
Kein Widerrufsrecht bei Coachings?
Grundsätzlich gelte für Verträge, die telefonisch oder im Internet abgeschlossen werden, ein 14-tägiges Widerrufsrecht. Das versuchten die unseriösen Anbieter aber gezielt auszuhebeln. Verbreitet sei die Taktik, Interessierten umgehend – meist allgemein gehaltene – Inhalte zur Verfügung zu stellen, und damit das Erlöschen des Widerrufsrechts zu begründen. Oder die Kontaktpersonen entlockten den Betroffenen die Erklärung, dass diese als Unternehmer agieren würden, etwa weil sie durch das Coaching selbstständig tätig werden könnten. „In diesen Fällen heißt es: Finger weg! Denn Unternehmer werden nicht wie Verbraucher rechtlich geschützt, etwa durch das Widerrufsrecht“, warnt Rechtsexperte Götze.
Verbraucherzentrale rät: Angebote gut prüfen und sich im Notfall Hilfe holen
Die Verbraucherzentrale rät, bei der Suche nach einem passenden Coaching Angebote im Vorfeld gut zu prüfen, sich mit Freunden oder Familie dazu auszutauschen und bei verbleibenden Zweifeln am Vertrag rechtlichen Rat zu holen. Doch selbst, wenn alles passt, ist ein Erfolg nicht garantiert. „Kein Coach hat als Universalgenie die eine Lösung für alle Probleme“, betont Rechtsexperte Götze und ergänzt: „Coaching ist kein Ersatz für eine Gesprächs- oder psychotherapeutische Therapie.“
- Selbst Coach werden: Ein deutlicher Warnhinweis ist es laut den Verbraucherschützern, wenn Ihnen beiläufig erklärt wird, dass Sie selbst zum Coach ausgebildet werden sollen oder wenn irgendwo versteckt im Vertrag steht, dass Sie als Unternehmer agieren. In diesem Fall handelt es sich meist um ein Pyramidensystem, in welchem immer mehr Coaches angeworben werden, um die Einnahmen zu vergrößern.
- Ein Coaching für alle und alles: Unabhängig von Voraussetzungen und Vorbedingungen soll das Coaching-Programm alle Menschen zum gewünschten Erfolg führen können.
- Umfassende Kompetenz: Der Coach wird dabei oft als Person dargestellt, die in allen Lebensbereichen weiterhelfen kann. Das ist schlicht unmöglich. Niemand kann fundierte Kenntnisse in allen Lebensbereichen haben.
- Undefinierte Inhalte und intransparente Konzepte: Die Coaching-Konzepte sind nicht klar nachvollziehbar. Konkrete Inhalte, was das Coaching genau umfasst, gibt es nur wenige. Sehr allgemein gehaltene Umschreibungen sollen die Wünsche möglichst vieler Menschen ansprechen.
- Unklare Verträge: In den Verträgen fehlt eine klare Leistungsbeschreibung und Zielsetzung. Ein Warnzeichen kann es hier auch sein, wenn nur digitale Materialien angeboten werden und der persönliche Kontakt nach Vertragsabschluss gar nicht mehr zustande kommt.
- Kostenloses Einsteiger-Coaching (Massenveranstaltung) und Coachings mit begrenzter Teilnehmeranzahl: Eine Masche von unseriösen Coaching-Anbietern ist es, kostenlose Coaching-Termine anzubieten. Gelockt wird mit Inhalten, die „das Leben verändern werden“. Dann soll aber plötzlich ein kostenpflichtiges Seminar gebucht werden.
- Vermeintlicher Zeitdruck: Unseriöse Coaches machen sich häufig den Faktor Zeitdruck zu eigen. Das Angebot gebe es nur „jetzt und heute“ und auch nur für die ersten 100 Personen, die sich anmelden. Bedenkzeit wird nicht eingeräumt.
- Verzicht auf Widerrufsrecht und Anmeldung als Unternehmer: Anbieter versuchen Verbraucher zum Beispiel eine Erklärung entlocken, dass sie als Unternehmer agieren würden. Eine andere Methode ist, digitale Inhalte sofort zur Verfügung stellen und Interessierte dazu drängen, dem sofortigen Zugang zu diesen Inhalten zuzustimmen und zugleich auf ihr Widerrufsrecht zu verzichten.
- Ausschließlich sehr gute Kritik: Bewertungen anderer Coachees können eine gute Orientierung geben, wie ein Coach arbeitet. Jedoch sollten Sie misstrauisch werden bei ausschließlich guten. Oft sind diese gefälscht oder wurden eingekauft.
- Sektenartiges Feeling – der Coach als Guru: Wird der Coach als Guru dargestellt oder sogar als Allwissender und Heiliger, sollten Sie vorsichtig sein.




