Ein Berliner Rechtsextremist ist am Mittwoch wegen mehrerer Gewaltdelikte zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und drei Monaten verurteilt worden. Das Berliner Landgericht sprach den 24-jährigen Julian M. der Körperverletzung, der Nötigung und der Bedrohung schuldig, wie eine Sprecherin des Gerichts mitteilte. Bei zwei der insgesamt vier Taten attestierte die Kammer dem Angeklagten eine rechtsstaatswidrige Gesinnung. M. gilt als führender Kopf der als rechtsextrem eingestuften Gruppierung „Deutsche Jugend Voran“ (DJV).
Mit seinem Urteil blieb das Gericht hinter der Forderung der Staatsanwaltschaft zurück. Diese hatte einzelne Taten als räuberische Erpressung beziehungsweise schweren Raub eingeordnet und eine Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren gefordert. Die Verteidigung beantragte der Sprecherin zufolge keine konkrete Haftdauer. Sie forderte jedoch die Entlassung aus der Haft. Dem folgte das Gericht und hob den Haftbefehl gegen den Angeklagten auf.
Rechtsextremer an Attacken gegen mehrere Personen beteiligt
Laut Anklage hatte der 24-Jährige die Taten zwischen August und Oktober 2024 begangen. In einem Fall soll er einer Frau über einen Messengerdienst eine Nachricht geschickt und ihr mit dem Tod gedroht haben, weil sie aus der rechten Gruppierung „Deutsche Jugend Voran“ ausgetreten war.
Später soll sich der Angeklagte an einem Angriff auf einen Mann in Marzahn beteiligt haben, der ein Antifa-T-Shirt trug. Später kursierte ein Foto im Netz, das die mutmaßlichen Angreifer mit dem Shirt in einer Marzahner Kneipe zeigen soll. Außerdem soll der Beschuldigte laut Anklage einen ihm bekannten Mann an einer Bushaltestelle in Marzahn niedergeschlagen, getreten und mit einer Luftdruckpistole bedroht haben.
Wenig später beteiligte der 24-Jährige sich laut Anklage an einem Angriff auf einen Mann mit einem Antifa-Aufnäher auf der Jacke in einer S-Bahn in Lichtenberg. Diesen soll er mit der Faust zu Boden geschlagen und ihm dann ins Gesicht getreten haben.
Im Prozess gestand der 24-Jährige die Taten und sagte, er bereue, was geschehen sei. Von seiner rechtsextremen Weltanschauung nahm er indes keinen Abstand, seine politische Einstellung sei „relativ eindeutig“, sagte er im Prozess. Allerdings wolle er zukünftig keine Straftaten mehr begehen und weniger Alkohol trinken.
Die Verhandlung am Mittwoch fand unter deutlich erhöhten Sicherheitsvorkehrungen im Saal 500 des Moabiter Kriminalgerichts statt. Die anliegenden Gänge rund um den Saal wurden von Justizbeamten für den Publikumsverkehr gesperrt. Anders als beim Prozessauftakt hatte M. am Mittwoch nicht nur juristische Unterstützung dabei. Mehrere junge Personen, die anhand von einschlägiger Kleidung und Frisuren dem rechtsextremen Umfeld des „DJV“ zuzuordnen waren, trafen sich am Mittwochmorgen am Gericht und wohnten offenbar auch dem Prozess bei.
Die Gruppierung „Deutsche Jugend Voran“ gehört wie etwa „Jung und Stark“ (JS) zu einem Netzwerk neuer, junger Rechtsextremisten. Sie sind zusammen mit der rechtsextremen Kleinstpartei „Dritter Weg“ die aktivsten Neonazi-Gruppierungen in Berlin.


