Eine Frau ist am Mittwochabend bei einer Messerattacke in Berlin-Zehlendorf tödlich verletzt worden. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft auf Anfrage der Berliner Zeitung bestätigten, wurde die 36-jährige Nurhan B. gegen 20.30 Uhr von ihrem 50-jährigen Ex-Partner auf dem Gehweg vor ihrem Wohnhaus in der Hampsteadstraße angegriffen.
Rettungskräften gelang zunächst die Reanimation der Frau. Im Krankenhaus wurde sie notoperiert. Dann verstarb sie allerdings. Die Polizei nahm den 50-Jährigen fest. Anwohner, die die Tat miterlebten, mussten am Mittwochabend von Seelsorgern betreut werden.
Die Ermittler sprechen von einem möglichen „Ehrenmord.“ Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mann aus dem Libanon die ebenfalls libanesische Frau gezielt und vorsätzlich tötete. Er soll Nurhan B. vor dem Wohnhaus aufgelauert haben. „Die Frau hatte sich von ihrem Mann getrennt. Er wollte seine Ehre wiederherstellen“, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Augenzeugen berichten, dass der 50-Jährige immer wieder während der Tat gerufen habe: „Es ist mein Recht.“ Bereits an Weihnachten soll er Nurhan B. schon einmal aufgelauert haben, berichten Nachbarn am Donnerstag.
Nurhan B. in Zehlendorf getötet: Noch heute Haftbefehl gegen Libanesen
Beide haben vier minderjährige Kinder im Alter zwischen acht und 15 Jahren. Laut einem Augenzeugen hat die älteste Tochter die Mutter noch gewarnt, später sah das Mädchen Nurhan B. auf dem Gehweg liegen. Die Tochter sei total schockiert gewesen. „Für die Kinder tut es mir halt unendlich leid“, so eine Anwohnerin. Eine Nachbarin leistet Nurhan B. noch Erste Hilfe und kümmerte sich zunächst um die Kinder. Alle vier kommen jetzt bei Verwandten unter. Zwei Onkel und eine Tante holten die Kinder am Donnerstagmorgen ab.
Schon vorher war der 50-Jährige wegen häuslicher Gewalt auffällig geworden. Gegen ihn lag eine einstweilige Verfügung vor. Er hätte sich der 36-Jährigen nicht nähern dürfen und gar nicht wissen dürfen, wo seine Ex-Frau wohnt.
Das Paar hatte nach Informationen der Berliner Zeitung vorher in Neukölln gelebt. Nurhan B. zog dann vor drei Jahren in das Haus in der Hampsteadstraße, das zur Degewo gehört, um vor ihrem Mann geschützt zu leben. Gegen den 50-jährigen Libanesen soll noch am Donnerstag Haftbefehl wegen Mordes erlassen werden.

Nurhan B. von Ex-Mann getötet: Einiges deutet auf Behördenversagen hin
Rund 50 Menschen versammelten sich nach Informationen der Berliner Zeitung am Mittwochabend vor dem Krankenhaus, in dem die Frau starb. Zeugen sprachen von einer Verbindung zum Clan-Milieu, auf Nachfrage dementierte die Staatsanwaltschaft dies jedoch.
Augenzeugen berichteten am Tag nach der Tat außerdem, dass es in der Wohnung von Nurhan B. immer wieder laut gewesen sei. Nachbarn sagten, die Kinder seien nicht immer beaufsichtigt gewesen.

Warum konnte Nurhan B. aus dem Libanon nicht besser geschützt werden, obwohl ihr Ex-Mann gewalttätig war? Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP), zeigte sich am Donnerstagmorgen schockiert. „Femizide sind ein wachsendes Problem in unserer Gesellschaft und dennoch fällt es im politischen Raum schwer, Rahmenbedingungen zu schaffen, um gefährdete Frauen besser zu schützen“, schrieb Jendro auf X.
Eine 36-Jährige ist gestern in Zehlendorf bei einer Beziehungstat mit einem Messer getötet worden. Femizide sind ein wachsendes Problem in unserer Gesellschaft und dennoch fällt es im politischen Raum schwer, Rahmenbedingungen zu schaffen, um gefährdete Frauen besser zu schützen
— Benjamin Jendro (@Djeron7) August 29, 2024

