Russland und die Ukraine wollten offenbar noch in diesem Monat Delegationen nach Doha entsenden, um über einen teilweisen Waffenstillstand zu verhandeln. Wie die Washington Post berichtet, hätte das Abkommen die Angriffe auf die Energie- und Stromversorgungsinfrastruktur auf beiden Seiten beendet. Doch die ukrainische Offensive in der russischen Region Kursk habe diesen Bemühungen ein abruptes Ende gesetzt, schreibt die amerikanische Tageszeitung unter Berufung auf Diplomaten und Beamte, die an den Gesprächen beteiligt sind.
Dem Bericht zufolge sollten die Kataris als Vermittler fungieren und getrennt mit der ukrainischen und der russischen Delegation zusammenkommen.
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Ein Diplomat sagte der Washington Post, dass russische Beamte ihr Treffen mit ihren katarischen Kollegen nach dem Einmarsch der Ukraine in Westrussland verschoben hätten. Moskaus Delegation habe das ukrainische Vorgehen als „Eskalation“ bezeichnet, sagte der Diplomat und fügte hinzu, dass Kiew Katar nicht vor seiner Offensive gewarnt habe.
„Russland hat die Gespräche nicht abgebrochen, sondern gesagt, wir brauchen Zeit“, so der Diplomat. „Obwohl die Ukraine ihre Delegation ohnehin nach Doha schicken wollte, lehnte Katar ab, weil es ein einseitiges Treffen nicht als vorteilhaft ansah“, schreibt die Zeitung. Und weiter: „Das kleine arabische Land hat sich in den letzten Jahren als einflussreicher Vermittler positioniert und war Gastgeber der laufenden Gespräche zur Beendigung des Gaza-Krieges.“
Das ukrainische Präsidialamt teilte der Tageszeitung mit, dass das Gipfeltreffen in Doha „aufgrund der Lage im Nahen Osten“ verschoben worden sei, aber am 22. August in Form einer Videokonferenz stattfinden werde. Danach werde sich Kiew mit seinen Partnern über die Umsetzung des Besprochenen beraten. Weder der Kreml noch das Weiße Haus haben sich zu dem Bericht geäußert.
Derweil wird in sozialen Medien spekuliert, ob die Bereitschaft Kiews, zu verhandeln, mit den Plänen der Bundesregierung zusammenhängt, keine zusätzlichen Mittel mehr für die Ukraine im nächsten Jahr zur Verfügung zu stellen. Russland-Experte Alexander Dubowy hält jedenfalls die Berichte, wonach die Ukraine und Russland erste Annäherungen wagen, für authentisch. „Offenbar können sich die Dinge doch in eine positive Richtung bewegen,“ schrieb der Mitarbeiter der Berliner Zeitung.
Vorstoß in Kursk: Die Ukraine hofft auf „viele Gefangene“
Derweil gehen die Kämpfe weiter. Eigenen Angaben zufolge ist die ukrainische Armee in der russischen Region Kursk weiter vorgerückt. „Die Einheiten der Angriffstruppe setzen ihren Kampf fort und sind in einigen Gebieten ein bis drei Kilometer weiter vorgedrungen“, sagte Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyj bei einem Treffen mit Präsident Wolodymyr Selenksyj am Freitag. Die Kämpfe würden an der gesamten Frontlinie fortgesetzt, fügte Syrskyj hinzu. Er hoffe, bei Gefechten im etwa 13 Kilometer hinter der Grenze gelegegen Dorf Mala Loknya „viele Gefangene“ nehmen zu können. Selenskyj hatte zuvor gesagt, Gefangene sollten gegen in Russland inhaftierte ukrainische Kriegsgefangene ausgetauscht werden.



