Laut der neuen Antidiskriminierungsbeauftragten der Bundesregierung, Ferda Ataman, ist eine große Zahl von Menschen in Deutschland schon einmal diskriminiert worden. „Wir haben keine ganz klare Zahl, wie viele Diskriminierungsfälle in Deutschland passieren“, sagte Ataman am Dienstag im ARD-„Morgenmagazin“ anlässlich der Vorstellung des neuen Jahresberichts der Behörde. Viele Menschen würden das, was sie erleben, mit sich alleine ausmachen.
Bei repräsentativen Erhebungen hätten jedoch 16 Prozent angegeben, dass sie in den letzten fünf Jahren Diskriminierung erfahren hätten – das wäre ungefähr jeder sechste Mensch. „Das sind hochgerechnet 13 Millionen Menschen“, sagte Ataman. Es gebe zudem weitere Studien, die immer wieder zeigten, dass ein erheblicher Anteil der Bevölkerung schon einmal Diskriminierung erfahren habe – zum Beispiel die Hälfte der Menschen mit Behinderungen.
Tagtäglich erleben Menschen in Deutschland leider noch #Diskrimierung. Sei es wegen ihres Alters, einer Behinderung, dem Geschlecht, der sexuellen Identität, Religion oder Herkunft. Um 11 Uhr stelle ich heute im Jahresbericht die Fälle vor, die 2021 bei @ads_bund gemeldet wurden. https://t.co/mLuooSvXd0
— ferda ataman (@FerdaAtaman) August 16, 2022
Die meisten von der Antidiskriminierungsstelle registrierten Beratungs- und Diskriminierungsfälle betreffen laut Ataman den Arbeitsmarkt. Es geht dabei oft nicht um bösen Willen, sondern zum Beispiel darum, dass Leute jeweils Menschen einstellten, die ihnen ähnlich seien. „Das führt dazu, dass viele Menschen ausgeschlossen werden.“
Antidiskriminierungsstelle: Hauptsächlich rassistische Diskriminierung
Diskriminierung ist nach jüngsten offiziellen Daten in Deutschland nach wie vor weit verbreitet. So wurden der Antidiskriminierungsstelle des Bundes im vergangenen Jahr insgesamt 5617 Fälle gemeldet, die mit einem im Antidiskriminierungsgesetz genannten Diskriminierungsgrund zusammenhingen.
Im Vergleich zum Vorjahr, als die Antidiskriminierungsstelle noch 6383 Fälle erfasste, gingen die Meldungen zwar um gut zwölf Prozent zurück. Dieser Rückgang sei aber „auf weniger Anfragen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, insbesondere zur Maskenpflicht, zurückzuführen“, hieß es. Die Anzahl der Beratungsanfragen zu allen anderen Diskriminierungen blieb den Angaben zufolge unverändert hoch.
„Die Zahl der uns geschilderten Diskriminierungsfälle ist alarmierend. Sie zeigt aber auch, dass sich immer mehr Menschen nicht mit Diskriminierung abfinden und Hilfe suchen“, sagte die Antidiskriminierungsbeauftragte Ataman, die das Amt erst seit Juli innehat. Sie appellierte an alle Menschen, die Ausgrenzung aufgrund unterschiedlicher Merkmale erfahren, dagegen vorzugehen – notfalls vor Gericht.
Neben rassistischen Fällen hatte es die Anlaufstelle, die an das Bundesfamilienministerium angegliedert ist, im vergangenen Jahr vor allem mit Diskriminierung aufgrund von Behinderung und chronischen Krankheiten zu tun (32 Prozent). Diskriminierung aufgrund des Geschlechts lag demnach 20 Prozent der Anfragen zugrunde.



