Migration

Über elf Prozent der abgeschobenen Flüchtlinge sind Kinder und Jugendliche

Im vergangenen Jahr wurden über 20.000 Menschen abgeschoben – darunter auch einige Minderjährige. Dies stößt auf Kritik seitens der Opposition.

Im Juli wurden zum zweiten Mal seit 2021 Menschen nach Afghanistan abgeschoben.
Im Juli wurden zum zweiten Mal seit 2021 Menschen nach Afghanistan abgeschoben.Hendrik Schmidt/dpa

In Deutschland wurden im vergangenen Jahr 20.084 Menschen abgeschoben. Darunter waren auch 2316 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 18 Jahren – ein Anteil von 11,5 Prozent. Dies geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion hervor, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres scheint sich dies fortzusetzen. Auf 11.807 angeschobene Personen kamen demnach 1345 Kinder und Jugendliche. Das sind 11,3 Prozent. In den vergangenen Jahren stieg die Zahl der abgeschobenen Menschen kontinuierlich an und damit auch die Zahl der abgeschobenen Kinder und Jugendlichen.

Abschiebung Minderjähriger sorgt für Kritik

Dietmar Bartsch (Linke) sagte dem RND mit Blick auf die Abschiebung Minderjähriger: „Immer mehr Kinder aus Deutschland abzuschieben, löst kein Problem – es ist ein Problem! Kaltherzigkeit darf weder Politikstil noch Politikziel unseres Landes sein. Im ersten Halbjahr wurden mehr schulpflichtige Kinder abgeschoben als vor wenigen Jahren im gesamten Jahr.“ Dass Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) „sich als oberster Abschiebe- und Abschottungsminister inszeniert, wirft ein beschämendes Licht auf die Bundesregierung“, so Bartsch. „Kinder gehören in die Schule – nicht in den Abschiebeflieger.“

Besondere Aufmerksamkeit erlangte zuletzt der Fall einer abgeschobenen jesidischen Familie aus Brandenburg. Die Familie mit vier minderjährigen Kindern wohnte mehrere Jahre in Lychen in der Uckermark. Am 22. Juli wurde sie in den Irak abgeschoben. Am selben Tag hob das Verwaltungsgericht Potsdam wegen eines Eilantrags zwar die Ausreisepflicht der Familie auf, die Abschiebung lief da aber bereits.

Mit der neuen schwarz-roten Regierung hatte Dobrindt auch eine Migrationswende versprochen. Dazu gehört unter anderem ein Stopp des Aufnahmeprogramms für Ortskräfte aus Afghanistan. Zudem startete Mitte Juli der zweite Abschiebeflug nach Afghanistan nach der Machtübernahme der Taliban im Jahr 2021.