Migration

Berliner Pastor über Kirchenasyl: „Es geht nicht darum, den ‚Schweinestaat‘ zu bekämpfen“

Pastor Martens gewährt Afghanen Kirchenasyl. Seine Kritiker sagen: Er nutzt das Kreuz, um das System zu unterwandern. Das hält ihn nicht auf.

Pfarrer Gottfried Martens in seiner Kirche
Pfarrer Gottfried Martens in seiner KircheMaurizio Gambarini/imago

Erhaben schreitet Gottfried Martens im grünen Talar den Mittelgang seiner Kirche in Berlin-Steglitz entlang. Vor ihm läuft ein junger Mann mit schwarzen Haaren, der einen Stab mit einem Kruzifix an der Spitze vor sich hält. Durch den dünnen Stoff seiner weißen Robe zeichnet sich das Nike-Logo seines Hoodies ab. Es ist ein Sonntag Anfang August, Gottesdienst in der Evangelisch-Lutherischen Dreieinigkeits-Gemeinde. Die Holzbänke mit der Leiste zum Draufknien sind voller Besucher. Vor allem junge Männer folgen Pastor Martens mit ihren Blicken. Aber auch ein paar Frauen, kleine Kinder und wenige grauhaarige Besucher zollen dem Kirchenmann stehend Respekt, die Hände gefaltet, bis der vor dem Altar auf die Knie fällt.

Was auf den ersten Blick wie eine gewöhnliche Kirchengemeinde wirkt, hat zuletzt für viel Aufregung gesorgt. In der Steglitzer Nachbarschaft, in Berlin, in ganz Deutschland. Pastor Martens ist Auslöser für einen geharnischten Brief vom Hamburger an den Berliner Bürgermeister, für eine weitere Umdrehung der immer schneller um sich selbst kreiselnden Migrationsdebatte, für die Frage, ob Kirchenasyl rechtens und noch zeitgemäß ist. Zu den Gründen später mehr. Doch im Kern geht es um die Frage, ob Pastor Martens Asylbetrug im Namen Gottes begeht. Das wird ihm zumindest vorgeworfen.

Berliner Zeitung

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