Bund und Länder haben sich – nach wochenlangem Streit um Finanzierungsfragen – nun doch zur Einführung einer Nachfolge für das millionenfach verkaufte 9-Euro-Ticket durchgerungen. Das sogenannte Deutschlandticket soll laut Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz als digitales Abo für 49 Euro im Monat erhältlich sein und „schnellstmöglich“ eingeführt werden.
Ziel des Tickets ist es, den öffentlichen Personennahverkehr attraktiver, sprich vor allem preisgünstiger zu machen. Vor allem Pendler sollen vom Auto auf den ÖPNV umsteigen. Das soll auch beim Erreichen von Klimazielen helfen. „Noch nie war es für die Menschen in unserem Land so einfach, Bus und Bahn zu nutzen“, sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). Nach der Ankündigung der Bund-Länder-Runde vom Mittwoch gibt es jedoch auch Kritik sowie einige offene Fragen zum neuen Abo-Modell. Ein Überblick.
Was genau wurde entschieden?
Nach dem durchschlagenden Erfolg des bundesweiten 9-Euro-Tickets im Sommer hatte es insgesamt großes Interesse an einem ähnlich erschwinglichen Nachfolgemodell gegeben – Umsetzung und Finanzierung blieben jedoch lange unklar. Ein solch „extrem günstiger Tarif“ wie das 9-Euro-Ticket sei auf Dauer jedoch nicht zu finanzieren, wie Wissing im Vorfeld deutlich machte. In der Diskussion waren daraufhin verschiedene Modelle. In Berlin setzte die rot-grün-rote Landesregierung zudem ein zunächst auf drei Monate begrenztes regionales 29-Euro-Ticket durch. Der Senat entschied zuletzt, das seit Oktober gültige 29-Euro-Ticket bis Ende März verlängern zu wollen. Mitte Oktober einigten sich die Verkehrsminister grundsätzlich auf ein bundesweites 49-Euro-Ticket.
Auch zu den Finanzfragen gibt es nun eine Einigung. Das insgesamt drei Milliarden Euro schwere Vorhaben wollen sich Bund und Länder mit je 1,5 Milliarden Euro aufteilen. Zugleich erhöht der Bund dauerhaft die sogenannten Regionalisierungsmittel, mit denen die Länder Bahn- und Busverbindungen bei den Verkehrsunternehmen bestellen. Die Verkehrsminister der Länder hatten dies zur Bedingung für die Mitfinanzierung des Tickets gemacht. Ab 2024 und 2025 könnte es weitere Anpassungen geben.
Bleibt der Preis bei 49 Euro im Monat?
Das bundesweit gültige Deutschlandticket wird es zunächst für einen Einführungspreis von 49 Euro im Monat sowohl in digitaler Form als auch als Plastikkarte geben. Dabei wird es sich um ein monatlich kündbares Abo handeln.
Allerdings könnte das Ticket mit der Zeit noch teurer werden. Nach den Plänen der Verkehrsminister ist ab dem zweiten Jahr eine „Dynamisierung“ in Form eines automatischen Inflationsausgleichs geplant. „Der Preis wird steigen“, teilte Hendrik Wüst (CDU) mit. Dadurch solle unter anderem vermieden werden, dass Verkehrsbetriebe aufgrund steigender Kosten langfristig ihr Angebot einschränken müssen. „Das beste Ticket hilft am Ende nicht, wenn der Bus nicht mehr kommt“, so Wüst.
Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer erklärte bereits, dass die vom Bund zugesagten Regionalisierungsmittel voraussichtlich nicht ausreichen würden. Im ÖPNV sorgten enorme Kostensteigerungen etwa bei der Energie dafür, dass ganze Strecken ausgedünnt oder stillgelegt werden müssten.
Wann kommt das neue Deutschlandticket?
„Schnellstmöglich“ – so steht es im Beschlusspapier der Bund-Länder-Runde. Laut Bundesverkehrsminister Wissing strebe man einen Start zum Jahreswechsel an. Ob eine Einführung zum Januar wirklich klappt, ist allerdings noch offen. Vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hieß es, ein Start zum 1. Januar wäre wünschenswert: „Wir setzen alles daran.“ Dies sei aber zunehmend unrealistisch.
Zum einen müssen die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz noch in den Landesparlamenten abgesegnet werden. Da sich die Länder zur Hälfte an den Kosten für das 49-Euro-Ticket beteiligen, müssen diese auch in den jeweiligen Landeshaushalten implementiert werden. Darüber hinaus seien viele weitere Fragen offen, erklärte der VDV. Wahrscheinlich sei eine Einführung zum Ende des ersten Quartals 2023.
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