Der französische Journalist Arman Soldin ist am Dienstag bei einem Raketenangriff in der Ukraine ums Leben gekommen, wie die Nachrichtenagentur Agence France-Presse (AFP) mitteilte. Soldin sei als Videokoordinator für AFP tätig gewesen. Der Angriff habe sich in den Außenbezirken von Tschassiw Jar, einer Stadt in der Nähe von Bachmut ereignet.
Zum Zeitpunkt des Angriffs, gegen 16.30 Uhr Ortszeit, sei das AFP-Team mit ukrainischen Soldaten unterwegs gewesen. Die Journalisten gerieten unter russischen Raketenbeschuss. Soldin wurde tödlich getroffen. Er habe sich noch auf den Boden geworfen, um sich zu schützen, berichtet ein Kollege. Der Rest des AFP-Teams konnte unverletzt entkommen.
„Die gesamte Agentur ist am Boden zerstört über den Verlust von Arman. Sein Tod ist eine schreckliche Erinnerung an die Risiken und Gefahren, denen Journalisten täglich bei der Berichterstattung über den Konflikt in der Ukraine ausgesetzt sind“, sagte Präsident-Generaldirektor Fabrice Fries.
Anti-Terror-Staatsanwaltschaft will Untersuchung zu Kriegsverbrechen einleiten
Die Nationale Anti-Terror-Staatsanwaltschaft in Frankreich kündigte die Einleitung einer Untersuchung zu Kriegsverbrechen an. Dabei sollen die genauen Todesumstände des 32-Jährigen geklärt werden, wie die französische Zeitung Figaro berichtet.
Der französische Präsident Emmanuel Macron schrieb nach dem Bekanntwerden von Soldins Tod im Kurzbotschaftendienst Twitter: „Mutig war er seit den ersten Stunden des Konflikts an der Front, um die Fakten zu recherchieren, um uns zu informieren.“
Wenig später äußerte sich auch das ukrainische Verteidigungsministerium auf der Plattform und sprach Soldins Familie und den Kollegen sein „aufrichtiges Beileid“ aus. „Er hat sein Leben dafür geopfert, der Welt die Wahrheit zu berichten.“
US-Außenminister Antony Blinken sagte, er sei angesichts der Todesnachricht „am Boden zerstört“. Er sprach der Familie und den Angehörigen Soldins sein Beileid aus. „Unsere Gedanken sind bei ihnen und der gesamten AFP-Familie.“
Toter AFP-Journalist: Kreml fordert Untersuchung zu Todesumständen
Moskau drückte sein Bedauern über den Tod Soldins aus und forderte eine Untersuchung der Todesumstände. „Wir müssen die Umstände des Todes des Journalisten verstehen“, erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Mittwoch in Moskau. Die Behauptungen der Ukraine, dass Russland für den Tod verantwortlich sei, dürften „nicht für bare Münze“ genommen werden. „In dieser Angelegenheit können wir nur unsere Trauer ausdrücken“, sagte Peskow weiter.
Arman Soldin: „Geschichten von Geflüchteten berühren mich“
Soldin arbeitete seit 2015 als Journalist für die AFP, zunächst als Praktikant im Büro in Rom, später wechselte er nach London. Er sprach fließend Englisch, Französisch und Italienisch. Geboren in Sarajewo, besaß Soldin auch die französische Staatsbürgerschaft.
Mit knapp einem Jahr war er 1992 unter den ersten Menschen, die während des Bosnienkriegs aus dem belagerten Sarajewo herausgeholt worden waren. „Geschichten von Geflüchteten berühren mich“, erzählte Soldin 2022 in einem Blogbeitrag der AFP, in dem er über seine Arbeit in der Ukraine berichtete.
Seit dem ersten Tag der russischen Invasion berichtete Soldin aus der Ukraine – oft unmittelbar von der Front. Freiwillig hatte er sich dem ersten AFP-Reporterteam angeschlossen, das einen Tag nach Kriegsbeginn in das Land geschickt wurde. Seit September lebte er dauerhaft in der Ukraine, koordinierte die Arbeit der Videojournalisten und reiste selbst regelmäßig an die Front im Osten und Süden der Ukraine.
Am Jahrestag der russischen Invasion schrieb Soldin, er sei „stolz und bewegt“ angesichts der Arbeit, in die er und seine Kollegen „viele Anstrengungen und Tränen“ steckten. Damals sagte er: „Es ist noch nicht vorbei.“



