Einige Wochen noch, dann tritt bei der Deutschen Bahn (DB) der neue Fahrplan in Kraft. Fernzugfahrgästen von und nach Berlin bringt er ab 11. Dezember neue Verbindungen, zum Beispiel an die Ostsee und in die Alpen. Manchen Reisenden wird er allerdings auch Verschlechterungen bescheren. Besonders betroffen ist die Verbindung zwischen Berlin und Dresden, wo sich die Reisezeit verlängert und das Zugangebot halbiert wird. Während der Schienenverkehrswochen des Deutschen Bahnkundenverbands erklärte Fernverkehrsplaner Robert Ohler, was zum dritten Advent auf die Berliner zukommt.
Weniger Fernzüge nach Dresden und Tschechien: Weil an der Strecke im Elbtal gearbeitet wird, müssen während des gesamten Fahrplanjahres Tagesrandverbindungen entfallen. „DB Netz muss auf den richtigen Verkehrsmix achten“, erklärte Ohler. Der Güterverkehr dürfe nicht zu stark beeinträchtigt werden. Und so muss der österreichische Railjet, der derzeit noch um 6.17 Uhr von Berlin über Prag und Wien nach Graz startet, ersatzlos gestrichen werden – was auch die Rückkehr am späten Abend nach Berlin betrifft. Der Eurocity 171, der gegenwärtig um 7.16 Uhr von Berlin nach Prag fährt, findet sich ebenfalls nicht im neuen Fahrplan wieder. Damit verkehrt der erste Fernzug von Berlin nach Dresden vom 11. Dezember an zwei Stunden später als derzeit erst um 8.26 Uhr – und der letzte zurück geht schon um 18.55 statt 19.55 Uhr.
Noch weniger Züge Berlin–Dresden ab April: Bauarbeiten auf der Dresdner Bahn südlich von Berlin werden den Fahrgästen noch gravierendere Einschnitte bringen. Das Zugangebot zwischen Berlin und Dresden wird fast halbiert, die erste Fahrt beginnt dann sogar erst um 9.01 Uhr – für Tagesausflüge ist das reichlich spät. Vom 22. April bis 9. Dezember sperrt DB Netz die direkte Strecke. Fernzüge werden über Falkenberg (ohne Halt) umgeleitet, deshalb sind sie laut Plan 20 Minuten länger unterwegs. Zwischen Berlin und Dresden verkehren dann nur noch die Eurocity-Züge der Linie 27, ergänzt von je einem ICE- und Flixtrain-Zugpaar. Die Intercitys der Linie 17 entfallen südlich von Berlin. Ausgenommen sind die beiden Zugpaare von und nach Chemnitz, die neu über Riesa verkehren – wie zu DDR-Zeiten die Züge ins damalige Karl-Marx-Stadt.

Häufiger mit dem ICE an den Strand: Nicht nur Regionalzüge, die bei gutem Wetter voll sind, fahren von Berlin an die Ostsee. Fernzüge, in denen man Plätze reservieren kann, können eine Alternative sein. Mit Sparpreisen lassen sich Kosten senken. Im neuen Fahrplanjahr stockt die Bahn das Angebot nun weiter auf. So fährt ab April 2023 ein viertes tägliches ICE-Zugpaar von Berlin (11.44 Uhr) nach Stralsund und Binz (15.37 Uhr) und zurück. Weitere Züge verkehren an mehr Tagen als bisher. Zwischen Warnemünde und Berlin ergänzt ein ICE-Sprinter, der die Strecke in zwei Stunden und 25 Minuten schafft, ganzjährig sonnabends den Fahrplan. Zudem gibt es in der Zeit vom 9. Juni bis zum 8. September weitere Verstärkerfahrten zwischen Berlin und Rostock.
Früher am Tag von Berlin nach Sylt: Der Intercity, der täglich eine Direktverbindung von Berlin nach Westerland herstellt, verkehrt nach dem Fahrplanwechsel eine Stunde früher als derzeit. Der Zug auf die Nordseeinsel Sylt verkehrt wieder in der Zeitlage, die er 2021 in einem Vergabeverfahren an den privaten Bahnkonkurrenten Flixtrain abgeben musste. Start in Berlin ist um 8.04 Uhr, die Ankunft in Westerland um 13.37 Uhr.
Flixtrain verliert und gewinnt zwischen Berlin und Hamburg: Weil sowohl die DB als auch Flixtrain ihrer Kundschaft auf der stark genutzten Hamburger Bahn gute Fahrpläne bieten wollen, ist es auch diesmal zu Trassenkonflikten gekommen. Nun erhält das Staatsunternehmen einen ICE-Slot, der derzeit noch von seinem privaten Wettbewerber genutzt wird, zurück: 16.51 Uhr ab Hamburg. Dafür gehen fünf Trassen, auf denen derzeit noch die DB unterwegs ist, nach dem Fahrplanwechsel an Flixtrain, so Robert Ohler: Berlin ab 13.06 Uhr und 17.06 Uhr, Hamburg ab 8.51 Uhr, 12.51 Uhr und 18.51 Uhr. Die Intercityzüge und der Eurocity, die derzeit noch in diesen Zeitlagen verkehren, können durch grüne Flixtrains ersetzt werden.
Nachtzug nach Zürich wieder eigenständig: Der Nightjet zwischen Berlin und Zürich ist eine der lukrativsten Verbindungen im Nachtzugnetz der Österreichischen Bundesbahnen. Nicht selten sind die Bett- und Liegeplätze ausgebucht. Doch weil er mit dem Nightjet von und nach Hamburg verbunden wird, hält sich die Kapazität in Grenzen. Das wird sich zum Fahrplanwechsel etwas bessern, denn Berlin–Zürich ist dann wieder ein eigenständiger Zug. Neu ist auch, dass er über Leipzig fährt – wo eine Wagengruppe von und nach Prag/Dresden dazukommt (die es schon mal gab).

Neuer Fernzug nach Sachsen-Anhalt: Mit dem Regionalexpress RE1 kommt man stündlich von Berlin nach Magdeburg. Von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof dauert die Reise hundert Minuten. Zudem gibt es ein tägliches Fernzugpaar weiter zur Nordsee. Jetzt kommt zum Fahrplanwechsel im Dezember ein zweiter Fernzug hinzu, der montags bis freitags verkehrt. Los geht es um 7.02 Uhr in Magdeburg, um 8.24 Uhr ist er in Berlin. Zurück geht es um 17.35 Uhr, Ankunft in Magdeburg soll laut Plan um 18.54 Uhr sein.
Halbstundentakt Berlin–Hannover und mehr Züge nach NRW: Bei diesem Fahrplanwechsel ist es noch nicht so weit – aber beim nächsten am 10. Dezember 2023. Dann soll es zwischen Berlin und Hannover einen Halbstundentakt geben, kündigte Bahnplaner Ohler an. Möglich werde dies, weil die Bahn das ICE-Angebot zwischen Berlin und Nordrhein-Westfalen (NRW) weiter verbessert. So wächst die Sitzplatzkapazität um 40 Prozent. Heute werden ICE-Züge in Hamm „geflügelt“, künftig wird dies nur noch alle zwei Stunden der Fall sein. Dann fahren ebenfalls alle zwei Stunden große Züge vom Typ ICE4 über die stark genutzte Ruhrschiene via Essen nach Düsseldorf. Damit die Wupperschiene weiter stündlich befahren wird, setzt die DB eine neue zweistündliche ICE-Linie zwischen Berlin und Köln ein, die Hagen und Wuppertal bedient. Viele Städte profitieren, sagte Ohler: „So gibt es in Bielefeld 50 Prozent mehr ICE-Halte als derzeit.“
Schneller von Berlin nach Amsterdam: Ebenfalls vom übernächsten Fahrplanwechsel im Dezember 2023 an kann man schneller von Berlin in die Niederlande reisen. Auf der Intercity-Linie 77 wird der Lokwechsel in Bad Bentheim entfallen, bestätigte der Fernverkehrsplaner. Ab Herbst 2024 werden neue ICE-L-Garnituren des spanischen Herstellers Talgo eingesetzt. Halte in Westfalen entfallen. Die Fahrzeit zwischen Berlin und Amsterdam, derzeit sechseinhalb Stunden, verkürzt sich um 15, später um 30 Minuten.
Häufiger von Berlin nach Warschau: Voraussichtlich vom 12. März 2023 an soll zwischen der deutschen und der polnischen Hauptstadt ein weiteres Zugpaar verkehren. Geplant ist, dass der zusätzliche Eurocity um 11.52 Uhr in Berlin abfährt und um 17.22 Uhr in Warschau eintrifft. Dort soll es um 10.36 Uhr zurückgehen, mit Ankunft in Berlin um 16.06 Uhr. Voraussetzung ist, dass der polnischen Staatsbahn PKP ausreichend Wagen zur Verfügung stehen. Gelingt dies, gibt es beim Berlin–Warszawa-Express, der auch die Messestadt Poznan (Posen) erschließt, tagsüber einen Zwei-Stunden-Takt – von einer Lücke abgesehen, berichtete Robert Ohler.




